Juni 2019  Finnland   -    Russland


Samstag den 01.06. Jyväskylä - Ähtäri

Die jungen Leute, ich habe den Schnitt gewaltig angehoben, schlafen noch als ich das von mir so genannte Hostel Pin Code verlasse. Es ist 7Uhr 45 locker bewölkt und 10 Grad warm. Schon zur Stadt hinaus geht es stramm bergauf und der Wind bläst mir ins Gesicht. Die Stadt Seinäjöki mein Ziel für Morgen, ist schon ausgeschildert mit den Straßennummern 23 / 18.

Die Straße führt mittendurch den See

Ein Katzenfreund muss hier im Haus wohnen. Insgesamt habe ich acht große Katzenskulpturen gezählt.

Ein ständiges rauf und runter bis in schwindelerregende Höhe von 220m üNN. Auf der Karte sind einige Gipfel über der 200m Marke eingezeichnet.

Hügel hüpfen

Um 12:00 Uhr ist Tee time, solang hat das Müsli heute Vormittag vorgehalten. Am Nachmittag werden die Wolken vom Westwind immer dichter zusammengeschoben und es sieht schwer nach Regen aus.

Den Beiden ist das Wetter anscheinend egal.

Auf meiner Finnlandkarte ist beim Ort Ähtäri ein Campingplatz eingezeichnet. Er entpuppt sich als gewaltige Anlage mit Golfplatz, Zoo, Hotel, Ferienwohnungen und großen Campingplatz. Dort ist die Rezeption noch nicht geöffnet, so muss ich noch mal zurück zum Hotel, wo ich, nach dem ich die Anmeldung ausgefüllt und 10€ bezahlt habe meinen Pin Cod für den Sanitärbereich und die Camping Kitchen bekomme.

Dort habe ich die Küche mit Aufenthaltsraum fast für mich alleine, nur ein paar Womo Besitzer kommen um ihr Geschirr zu spülen. Ich koche mir ein Reisgericht schreibe den Report bevor ich unter die Dusche gehe.

Tagesdaten: 112Km / 7:55 Std in Fahrt / 879m Anstieg und 761m Abstieg



 

 

Sonntag den 02.06 Ahtäri - Seinäjoki 90 Km

Gestern Abend so gegen 22:00 Uhr ziehe ich die Vorhänge zu, schiebe zwei Tische zusammen und mache mir mein Bett und lösche das Licht.

Halb sechs schaue ich zum Fenster raus, es regnet. Ich lasse Regen, Regen sein und einen Moment denke ich noch, bist du überhaut dran, dann mache ich Frühstück. Anschließend buche ich ein Zimmer auf einem Campingplatz was für 30,-€ zu haben war.

Als alles in den Taschen verpackt ist, diese am Rad hängen und ich die Koordinaten vom Camping Seinajoki Leirintäalue eingegeben habe, beginne ich den neuen Rad Tag.

Der schöne und neue Camping Zoo liegt am Hankavesi See

Es ist gerade mal neun Grad, das mag am Wind liegen der die Kälte aus den Norden mitbringt. Die finnische Seenplatte lasse ich am Vormittag hinter mir, das merkt man an der Landschaft, sie wird flacher und offener. Bauernhöfe und kleine Dörfer bekomme ich jetzt auch zu Gesicht denn ich fahr eine Nebenstrecke.

Die Häuser sind meist im traditionellen dunkel rot gestrichen.

Das ist doch mal wieder ein schnuckliger Pausenraum

Nach der Pause am Abzweig auf die 672 wird das Wetter auch besser zu mindestens kommt die Sonne für längere Zeit raus. An nächsten Abfahrt die nach Seinäjoki führt, ist ein Supermarkt offen und ich kaufe Proviant ein. Jetzt sind es nur noch 24 Km bis zum Ziel. Punkt 15:00 Uhr parke ich mein Gefährt vor der Anmeldung auf dem Campingplatz. Die freundliche junge Frau hinter dem Tresen kann verstehen, dass ich sauer bin, dass anstatt eines Zimmers ein Stellplatz fürs Wohnmobil gebucht wurde. In meiner Bestätigung auf dem Smartphone steht eindeutig Zimmer. Wir einigen uns anstatt 30,-€ bezahle ich 40,-€ und bekomme eine Hütte. Man achte auf die Hüttennummer.

Dat Dölker Dutzend

Morgenfrüh um 9Uhr30 werde ich eine Fahrradwerkstatt aufsuchen, die hier ganz in der Nähe ist, vielleicht haben die ja passende Rollen für mein Norwid.

INFO:

Montag ist der Europäischer Tag des Rades. Mein Heimat - Radiosender " Welle Niederrhein" wird dann Rad - Geschichten aus dem Sendegebiet erzählen. Meine Radträumer - Geschichte soll auch dabei sein.  

Tagesdaten: 90 Km / 6:40 Std / 307m Anstieg und 408m Abstieg


 

 

Montag den 03.06 Seinäjoki – Jurva 67 Km

Jan aus Innsbruck hat heute Geburtstag.

Kaum zu glauben das ich erst vor drei Monaten in der Türkei angekommen bin. Gefühlt bin ich schon ein Jahr unterwegs.

Ich sitze in der Küche und Aufenthaltsraum vom Bonia Camping und habe durch die Fenster einen Panoramablick über den Platz und auf den See an dem die Anlage liegt.

Das Zelt habe ich im Windschatten eines Pavillons aufgebaut. Ein frisch aufgebrühter Kaffee steht neben mir und ich schreibe den heutigen Report ins Word, das Schreibprogramm auf meinem Laptop. Heute Morgen um sechs sieht das Wetter noch vielversprechend aus, keine Wolke am blauen Himmel ist zu sehen. Da ich erst um 9Uhr30 zum Bike Shop muss, kann ich in Ruhe Frühstücken und alles verpacken. Die zwei jungen Männer in der Fahrradwerkstatt können mir auch nicht helfen, weil sie auch nicht die passenden Rollen auf Lager haben. Als ich aus der Werkstatt komme fängt es schon an zu regnen und hört erst wieder in meiner Tee Pause um 12Uhr15 auf.

Sprühregen auf der No.67

Nach dem Abzweig bei der Ortschaft Kurikka wird es ein wenig heller und ich habe die Hoffnung auf einen sonnigen Abend noch nicht aufgegeben. In der Ortschaft Jurva komme ich an einem Hostel vorbei mit dem wunderschönen Finnischen Namen: Haaalanpuisto Haapala Park. 40,-€ mit Frühstück kostet die Übernachtung bei Bookin.com. Ich fahre noch ein paar Kilometer weiter und habe mein Ziel erreicht. In der Gaststätte, welche auch als Rezeption dient, bestelle ich mir eine Portion Pasta Bolognese dazu gehört noch ein Salat vom Büffet.

Das sieht nicht nur gut aus schmeckt auch lecker.

Von Draußen prasselt jetzt der Regen gegen die Scheiben ich gebe ja die Hoffnung nicht auf, das ich auch mal eine Schönwetter- Periode in Finnland bekomme.

Tagesdaten: 67 Km / 4:55 Std In Fahrt / 313m Anstieg und 275m Abstieg




Dienstag den 04.06  Jurva – Kristinestad 73Km

Diese Nacht um 24:00 Uhr habe ich unten am See Bilder gemacht.

Sonnenuntergang war um 23:09 Uhr und auf geht sie wieder um 3:55 Uhr

Ich stehe erst zwei Stunden später auf und im Gegensatz zur Sonne, die nur zu scheinen braucht, mache ich Frühstück, packe meine sieben Sachen und belade mein Norwid. Beim Zelt habe ich die Heringe gezogen und trage es an eine sonnige Stelle. Eine halbe Stunde später ist es trocken und es kann losgehen. Zwei Kilometer muss ich zurück und biege dann auf die 687, die mich über Kesti, Teuva bis Karijoki führt. Von hier geht es ein Stückchen auf der 67 weiter um dann auf der 663 bis nach Kristinestad zu gelangen.

Ich hätte das weiße Unterhemd ausziehen sollen  

Um 12:00 Uhr ist Pausenzeit angesagt, die Sonne die sich bis 11:00 Uhr verkrochen hatte ist auch wieder da. Die letzten 23 Km sind auch irgendwann geschafft und ich rolle durch den schönen Ort Kristinankaupunki.

Der Pukinsaari Camping Platz ist wunderschön am Bottnischen Meeresbusen gelegen und die Sonne scheint so als hätte sie was gut zumachen bei mir. Ich sitze jetzt im Aufenthaltsraum mit Blick aufs Zelt und das gewaschene Radlerdress, welches auf der Leine hängt.

Wenn das Wetter morgen sonnig ist, bleibe ich einen Tag hier und werde mir das bezaubernde Städtchen anschauen.

Tagedaten: 73 Km / 5:25 Std. in Fahrt / 327m Anstieg und 433m Abstieg




Mittwoch den 05.06.  Besichtigung Kristinestad

Heute beim Frühstück lerne ich Uriel aus Bern in der Schweiz kennen. Er ist gestern Abend noch späht mit der Fähre von Schweden gekommen und bis hier geradelt. Schön da kann ich mal wieder mal wieder in meiner Muttersprache reden.

Ein interessanter junger Mann, schade dass er heute schon weiter muss, gerne hätte noch mit ihm geplaudert. Uriel war nach seinen Erzählungen noch nie mit dem Rad außerhalb Europas aber ich glaube er wird irgendwann auf die lange Maile gehen, das habe ich im Gefühl er ist auch der Typ dafür.

Er fährt Richtung Südfinnland und ich schaue mir mal die Stadt und Umgebung an.

Blick vom Stadsfjärden Kaupunginlhti auf den ca. 6800 Seelen Ort, der an der Schärenküste des Bottnischen Meerbusen liegt.

Die Altstadtbebauung besteht zum größten Teil noch aus gut erhaltenen Holzhäusern die für das 19 Jahrhundert typisch war. Auch gibt es noch die alten Brunnenhäuschen, als es noch keine Wasserleitungen gab und man das Wasser hineintragen musste.

Mein Weg führt mich auch zur Schärenküste aber es ist kein gutes Licht zum Fotografieren. Dort mache ich eine Rast und schäle mir einen Apfel. Um die Schalen zanken sich die Möwen.

Auch ich mache Morgen den Abflug denn für die nächsten Tage ist schönes Wetter angesagt. Das kommt wie bestellt denn ich werde die Küste hoch über Waasa, Kokkola und Raahe bis zur Stadt Oulu pedalen. Ich kann mir Zeit lassen für die Strecke denn vor dem 15.06 brauche ich nicht anzukommen.

In Oulu liegt dann in der Posti Station Tehtaankatu No.5 ein Päckchen von Lars aus Frankfurt für mich. Nein da ist kein Epelwei drin, sondern zwei Ersatzrollen für den Rohloff Kettenspanner. Lars hat mir geschrieben, er ist langjähriger Leser meiner Seite und will sich mit dieser Rettungsaktion bei mir bedanken. Das finde ich Klasse und ich bedanke mich dafür bei Lars.

Von Oulu durch quere ich noch mal Finnland um wieder in Russland einzureisen. Ich habe noch 31 Tage auf meinen Russland Visum damit komme ich locker durch Karelien nach Murmansk und anschließend bis zur Norwegischen Grenze.




Donnerstag den 06.06 Heute hat meine Hanni Geburtstag

21 Grad am Morgen und wolkenlos, das nenne ich mal Sommer in Finnland.

Die Uhr am Rathaus zeigt 9 Uhr10 als ich zur Stadt hinaus radele. Ich habe kein festes Ziel heute, irgendwann nach 70 km einen schönen Zeltplatz suchen ist die Devise. Ich versuche möglichst Nebenstraßen und so nah wie möglich an der Küste entlangzu fahren.

Die Schärenküste

Die zwei Möwen abzulichten die rechts im Bild auf dem Felsen sitzen, ist für meine Reisekamera Power Shot G1X von den Spezialisten bei Photo Porst in Ratingen, kein Problem.

Die heutige Strecke verläuft von Khristinestad über Pilax, Kaskinen, Närpes, Korsnäs bis hinter Molpe wo eine Piste zum Strand runterführt. Nach zwei Kilometer stehe ich vor einem kleinen Bootshafen. Einen Mann der gerade sein Boot zu Wasser lässt frage ich ob ich hier Zelten kann. Kein Problem sagt er und zeigt mir wo ich Trinkwasser bekomme und wo die Dusche ist.

Den schönsten Zeltplatz den ich bis her hatte

Das Zelt baue ich direkt am Wasser im Schatten einer Birke auf. Nach dem ich das Abendessen gekocht und verspeist habe, schreibe ich den heutigen Report.

In der Zeit haben sich fünf Finninnen zum Joga auf der Wiese vor meinem Zelt eingefunden.

Tagesdaten: 96 km / 5:30 Std.in Fahrt / 247m Anstieg und 266 m Abstieg




Freitag den 07.06.   Molpe - Vaasaa

Es ist 16Uhr 30 und ich bin froh dass ich im Aufenthaltsraum vom Top Camping Vaasa sitze, denn draußen tobt ein Gewitter mit böigen Wind und Starkregen. Gerade habe ich die Wäsche aufgehangen, auf der von mir zwischen zwei Kiefern gespanten Leine. Der Campingplatz liegt sehr schön auf der Insel Vasklot die der Stadt Vaasa vorgelagert ist. Über eine Brücke ist die Stadt in ca. 2,5 Km zu erreichen.

In der vergangenen Nacht war dagegen alles friedlich und ruhig.

Um 1Uhr 30 ist das Foto entstanden

Heute Morgen werde ich um 7:00 Uhr von der Sonne geweckt. Es ist zu warm im Zelt und draußen warten schon die Vampire die es auf mein Blut abgesehen haben. Die Mücken sind echt eine Plage ich setz mich in die Sonne da halten sich die blutrünstigen Geschöpfe nicht so gerne auf. Um 8Uhr45 verlasse ich den Platz, das ich meinen Müll mitnehme ist jawohl selbstverständlich.

INFO für Finnlandbiker: In Finnland herrscht das Jedermannsrecht, was besagt das jeder freien Zutritt zur Natur hat und auch dort Übernachten darf, wenn man sich an gewisse Regeln hält. Mehr Infos bei www.visitfinland.com

Wo ich gestern übernachtet habe das ist ein kostenloser Zeltplatz mit Toiletten und Trinkwasser.

Die Kraft des Windes haben sich die Menschen schon früh zu nutzen gemacht.

Um nicht zu früh auf dem Campingplatz zu sein, lege ich 3 Km vorher eine Rast ein, dort wo eine Brücke vom Festland über den Fjärdsminnet, rüber auf die Insel Vasklot führt. Von hier hat man einen schönen Blick auf die Skyline der Stadt Wasa.

Um 12Uhr 20 bin ich auf dem Campingplatz und habe den richtigen Platz für mein Zelt gefunden.

Tagesdaten: 38 Km / 2:35 Std. in Fahrt / 161m Anstieg und 130m Abstieg




Samstag den 08.06.  Besichtigung Vaasa

Auch in der Nacht hat es geregnet. Es fällt schwer von Nacht zu reden, wenn man um 3:00 Uhr wach wird und es ist taghell, alles ist ruhig nur die Vögel können den Schnabel nicht halten.

Gefrühstückt wird heute in einer der Campingküchen, da ich Eier kochen will, Akkus laden und E-Mails lesen. Da ich einen Besuch der Solovetzky Inseln im Weißem Meer plane, brauchte ich Infos über die Schiffsverbindung von Kem in Karelien zu dem Archipel. Bei meiner Reise durch Russland hat mir die Webseite Rhein – Wolga – Kanal viele gute Informationen geliefert. So schreibe ich gestern eine E-Mail an den Verfasser Karsten, ob das Schiff auch Fahrräder mitnimmt. Heute ist die Antwort schon da. Im Russischen Internet hat er Reiseberichte gelesen wo Reisende ihr Velo mitgenommen haben. Danke Karsten.

Das Wetter ist gut und die letzten Wölkchen sind schon bald verflogen als ich zur Stadt radle. Im Hafen ist was los der Jachtclub hat Tag der offenen Tür.


Mit von Hand gemachter Musik und ein paar Ständen, wo für das leibliche wohl der Gäste gesorgt wird.

Der alte Wasserturm der Stadt

Nach 15 km kreuz und quer durch die Stadt mache ich mich wieder auf den Weg zurück

Für die Finnen sind 25 Grad Badewetter und der Strand ist gut besucht.

Morgen werde ich auch weiter Richtung Nordost mit dem Fahrrad entlang die Küste entlang schlendern.




Pfingstsonntag den 09.06.  Waasa – Uusikaarlepyy  84 Km

Sechs Uhr werde ich wach, wolkenloser Himmel aber ist noch zu früh um aufzustehen, also drehe ich mich noch mal um. Sieben Uhr total bewölkt und es sieht nach Regen aus, also nichts wie auf und das Lager abgebaut, damit das Zelt trocken bleibt. Gerade habe ich die letzten Teile in den Aufenthaltsraum geschleppt, da fallen die ersten Tropfen. Aber um es vorwegzunehmen es bleibt bei den paar Tropfen den ganzen Tag.

Man erlebt doch immer mal wieder eine Überraschung. Das meine Nichte Carolin einen Dessous Laden in Vaasa hat wusste ich auch nicht.

Von Anfang an bin ich auf der Haupttangente  No.8 / E8 meist aber auf einem Fahrradweg der neben der Schnellstraße verläuft oder auf einen zwei Meter Seitenstreifen.

Hinter mir wird gerade der Himmel neu Azur Blau angestrichen oder ist das der starke Südwest Wind der mich und die Wolken vor sich hertreibt.

Nach der Tee Pause, es sind mittlerweile 26 Grad, fahre ich eine Stunde Oben ohne, damit das weiße Unterhemd auch ein wenig Farbe bekommt :)  Für die Kultur tue ich auch noch was und schau mir das Ehrenmahl des Herrn Carl Georg von Dobeln der unteranderen sich bei einer Keilerei zwischen Schweden und Russen 1788 – 1790 Verdienste erworben hat.

Kurz drauf erreiche ich den Zielort Nykarleby ( Uusikaarlepyy) Ich dreh noch eine Runde durch das Städtchen, tätige ein paar Einkäufe und fahre zurück zum Campingplatz, der sich direkt am Ortseingang befindet.

Nach dem selbst gekochten Abendessen baue ich das Zelt auf und gehe anschließend Duschen

Tagesdaten: 84 Km / 5:05 Std.in Fahrt / 396m Anstieg und 410m Abstieg


ACHTUNG: Freizeitradler und Tourenfahrer  

Hier eine Kopie einer E-Mail die ich von Philipp bekommen, den ich vergangenes Jahr auf dem Balkan getroffen habe.

Hallo Walter,
Ich hab vor kurzem meine Freundin auf Ihrer Reise nach Istanbul auf dem Abschnitt zwischen Villach und Ljubljana entlang der Drau über Maribor begleitet. Super schöne Strecke! :)
Den restlichen Sommer muss ich aber leider an meiner Masterarbeit mit dem Schwerpunkt auf uns Strecken-Radler schreiben. Ich wollte fragen, ob du vielleicht kurz Zeit hättest mich dabei zu unterstützen, indem du an meiner Umfrage teilnimmst? :)
Die Umfrage dauert 6 Minuten und geht super vom Handy oder PC. Hier der Link:

Umfrage

Liebe Grüße aus Innsbruck und allzeit gute Fahrt, Philipp

Also Leute macht mit damit er bald mit seiner Masterarbeit fertig ist und wieder aufs Radsteigen kann.



Pfingstmontag den 10.06.  Nykarleby - Kokkola 65 Km

Gegen neun Uhr verlasse ich den Campingplatz und nehme Fahrt auf. Auch heute fahre ich mit Unterstützung Stufe zwei. Aber nicht durch einen Akku, nein durch meinen Freund der Südwestwind. Ich habe ein zwiespältiges Verhältnis zum Wind, mal ist er mein guter Freund, oft aber auch mein ärgster Feind. Meine Gedanken fliegen neben mir her und ich ertappe mich dabei das ich über neue reisen Nachdenke. Sri Lanka, das frühere Ceylon oder Madagaskar, darüber nachdenken darf man ja mal. So in Gedanken vergeht die Zeit wie im Fluge und bin schon in Jakobstad.

Der Jakobstäder Hafen

Sie können auch was anders Bauen als traditionelle Holzhäuser im Klassischen Rot Weis. Auch Industrieanlagen sehe ich heute bewusst zum ersten Mal.

Viele von diesen Meerengen, hier sagt man Sund dazu bekomme ich zusehen.

Ratingen ist eine der Partnerstädte von Kokkola

Die kurze Etappe endet in Kokkola dessen Zentrum ich mir anschaue, bevor ich zum Kokkola Camping fahre. Der teuerste Platz bis jetzt und dabei nicht besser als die Anderen vorher. 19,- € ist ein stolzer Preis und noch nicht einmal Tisch und Bank auf der Zeltwiese, die auch noch relativ weit von der Camping Küche entfernt. Geschirr und Besteck ist verschlossen kann man gegen Zahlung von 4,-€ mieten. Abzocken nenne ich das.

Tagesdaten: 65 Km /4:20 Km in Fahrt / 260 m Anstieg und 295 m Abstieg



  

Dienstag den 11.06. Kokkola - Kalajoki  70,5 Km

Gestern noch vom Wind geschrieben und heute hab ich den Salat. Da ich das Zelt immer so aufbaue, dass die Eingänge auf der der Wind abgekehrten Seite sind, merke ich es schon beim Verlassen des Zeltes das sich der Wind gedreht hat. Aus Nordwest kommt nun eine kalte Briese die mir gerade mal 8 Grad, gefühlte 5 Grad beschert. Nach dem ich alles verpackt habe fahre ich zur Campingküche und frühstücke erst mal in Ruhe im beheizten Aufenthaltsraum. Neun Uhr fünfzehn werfe ich die Chipkarte zum Öffnen der Türen, in den Briefkasten der Rezeption, weil diese noch nicht geöffnet hat. Bei dem Dorf Marienkainen kaufe ich noch Brot und Joghurt ein und biege dann ab auf eine Nebenstraße die mich über Kahi nach Lontaga führt.

Sehr pflegeleicht angelegt der Friedhof von Lontaga

Im Ort steht ein Bushäuschen das mir den kalten Wind vom Leib hält und ich pausieren kann.

Gestern um die gleiche Zeit bin ich noch eine Stunde oben ohne gefahren, heute trage ich T- Shirt Kaputzenjacke und Weste drüber.

Das letzte Stück von der Nebenstrecke ist eine gute Piste die mich bei dem Dorf Ala–Viire wieder auf die E6 bringt. Nun ist es nur noch 25 km und ich habe mein heutiges Ziel den Top - Camping Hiekkasärkät, was übersetzt Untiefe heißt, erreicht. Es ist eine große Ferienanlage direkt am Sandstrand der Ostsee gelegen.

Der Strand der Ostsee bei Ebbe

Hier gefällt es mir und da für Morgen ein Sonnentag angekündigt ist, bleibe ich noch einen Tag hier.


Tagesdaten: 70,5 Km /  6 Std. in Fahrt/ 165 m Anstieg und 172 m Abstieg




Mittwoch den 12.06. Ruhe und Relaxen am Strand

Pünktlich und ohne Wecker werde ich um Drei Uhr zum Sonnenaufgang wach, steige aus dem Schlafsack, zieh mir was über und geh runter zum Strand.

Einfach ein paar wunderschöne Minuten mitten in der Nacht, da stehe ich gern für auf.

Dann aber nichts wie zurück in den warmen Schlafsack und noch ein paar Stunden schlafen auch wenn es schon hell ist. Um halb acht gehe ich Duschen und nehme mein Radler Dress gleich mit. Als anschließend die Wäsche auf der Leine hängt mache ich Frühstück. Da der kalte Wind von Gestern sich gelegt hat kann ich draußen auf der Bank sitzen und die wärmenden Sonnenstrahlen auf der Haut spüren und den heißen Kaffee schlürfen.

Der Fels in der Brandung

Mein Schatten im seichten Wasser des Priels. Bei einem ausgiebigen Spaziergang am Strand, mache ich noch etliche interessante Fotos. Als sich der Hunger meldet fahre ich mit dem Rad zu ABC, einer Einkaufs- und Restaurantkette hier in Finnland. Dort gibt es für 10,40 € ein Büffet da komme ich voll auf meine Kosten.

Nachmittags lasse ich mir an einer windgeschützten Stelle in den Dünen die Sonne auf den Bauch scheinen. Auf dem Rückweg spiele ich gegen mich selber eine Partie Dart und gewinne haushoch

Dabei schauen die beiden Mädels mir zu.

Morgen steige ich wieder aufs Rad noch zwei Tagesetappen und ich bin in Oulu ich hoffe das dann auch mein Päckchen von Lars da ist.




Donnerstag den 13.06. Kalajoki – Oulu 147 Km

Es ist 21:00 Uhr das Zelt ist aufgebaut und nun sitze ich im Aufenthaltsraum vom Nallikari Lomakylä Campingplatz Holiday Village in Oulu. Es fällt mir schwer mich zu konzentrieren aber nach dem Tag ist das auch kein Wunder.

Dabei fing der Tag ganz entspannt an, die Sonne schien und ich konnte wieder draußen am Tisch frühstücken. Nach dem ich gepackt habe, gehe ich mich bei meinem finnischen Zeltnachbar verabschieden, der mit dem Motorrad auf Tour ist. Er kam Gestern Nachmittag an und wir haben angenehm miteinander geplaudert. Er war früher auch mit dem Fahrrad auf Tour aber im Alter wollte er es etwas ruhiger angehen lassen und ist aufs Motorrad umgestiegen. Naja, er ist ja auch schon 72 Jahre alt da kann man das verstehen.

Um 9:00 Uhr hat mich die E8 wieder und es geht gut voran. Wer Wind kommt heute aus Südost und ist nicht störend solange ich in nördliche Richtung pedale.

Viele Flüsse und Bäche die zum Meer streben, überquere ich.

Mal fahre ich auf guten Radwegen entlang der E8 aber große Teile der Strecke muß ich mich mit dem Seitenstreifen begnügen.

Gestern Abend konnte ich noch mit Ingo skypen der mir die frohe Botschaft überbringt von der Ankunft des Päckchens in Oulu. Geplant hatte ich ca. 50 - 30 km vor Oulu zu radeln und am nächsten Tag in die Stad zu fahren. Aber es kommt anders. Den ersten Campingplatz der nach 70 Km Tageskilometer kommt verschmähe ich der ist mir zu weit von Oulu entfernt. Den zweiten bei der Ortschaft Liminka den gibt es nicht, da ist ein Zoo. Jetzt gehe ich was essen, sonst falle ich noch vom Fleisch. Auch der nächste Platz auf meiner Karte und auch im Garmin angezeigt, ist nicht zu finden. Jetzt bin ich nur noch 18 Km von dem Holiday Village entfernt. Ich raffe mich auf und trete noch mal in die Pedale bis endlich das erlösende Campingplatz Schild kommt. Ich buch zwei Nächte auf dem Platz, so kann ich Morgen ohne Gepäck zur Post fahren und ein Fahrradgeschäft aufsuchen. Das Tretlager hat mittlerweile auch ein wenig Spiel, das muss überprüft werden.

Es ist, und ich bin, geschafft für Heute

Tagesdaten: 147 Km / 8:45 Std. in Fahrt /381 m Anstieg und 369 m Abstieg



  

Freitag den 14.06. Reparatur in Oulu

Gestern Abend nach dem ich den Report verfasst und geduscht hatte, ging ich runter zum Strand. Es waren 23Uhr 30 und das goldgelbe Licht kündigte den Sonnenuntergang an.

Ich war nicht der Einzige der sich dieses Naturschauspiel anschaute

Noch ist sie nicht ganz verschwunden aber länger warte ich nicht denn die Müdigkeit kriecht langsam an mir hoch.

Nach sieben Stunden erholsamen Schlaf schäl ich mich aus dem Schlafsack und mache Frühstück. Bin ich eigentlich dran? habe ich nicht gestern auch Frühstück gemacht? Egal ich mache es jetzt.

Nach Kaffee und Müsli draußen in der warmen Sonne, gebe ich ins Garmin die Adresse der Posti – Station und von drei Fahrradläden in der Stadt ein, packe die Ersatzteile die ich habe ein und fahre los. Nach sechs Kilometer bin ich an dem Citymarket und sechs Minuten später halte ich das Paket von Lars in den Händen.

Danke Lars das war eine Super Aktion von Dir

Den am nächsten liegenden Fahrradladen steuere ich an und wie sich später herausstellt ist das „ Der Bike Shop in Oulu“ Die zwei Jungs vom Shop schenke mir ihre volle Aufmerksamkeit als ich ihnen meine Probleme schildere. Es muss gemacht werden: Tretlager erneuern, Ritzel, 2 Zahnkränze vorne und die Kette austauschen, die Ersatzteile hatte ich mit. Ich lasse die Beiden Arbeiten und schau mir die Stadt an.

Eine moderne Innenstadt

Zu Mittag gehe ich beim Türken essen, der ein wahres Sprachtalent ist. Neben seiner Muttersprache spricht er noch Kurdisch, Englisch, Finnisch und Deutsch so dass wir uns gut unterhalten können. Das Essen war super gut viel und preiswert. Um 13:00 Uhr sehe ich dass ich eine Nachricht auf dem Handy habe, das Rad ist fertig.

Die Jungs haben ganze Arbeit geleistet, noch am Hinterrad die Speichen nachgezogen, die Bremsen nachgestellt und inkl. neuem Tretlager 89,90€, das ist ein fairer Preis. Also Radler, Long Distanz Biker, wenn ihr ein Problem am Rad habt kommt hierher „Hier werden Sie geholfen“   

Ich bin in Hochstimmung radle zurück, putze das Norwid, so dass es wie neu aussieht. Der Ölwechsel am Rohloff Getriebe ist auch fällig, denn ich habe 5789 Km damit geradelt. jetzt muss es aber gut sein das darf ja nicht in Arbeit ausarten.

Ein neuer Antrieb aber treten muss ich trotzdem noch.

Morgen geht es mit dem fast neuen Rad Richtung Südost wo ich in 5 Tagen an der russischen Grenze stehen will.




Samstag den 15.06.   Oulu - 3 Km vor Säräisniemi 104 Km

Um acht Uhr dreißig verabschiede ich mich vom Baltischen Meer und Oulu und pedale bei 25 Grad und gnadenlos schönem Wetter auf der No. 22 in Richtung Südost. Ach ist das wieder schön ohne Knack und schleif Geräusche über den Asphalt zu rollen. Ins Navi habe ich einen der ältesten Nationalparks von Finnland eingegeben „ Rokula“ und Aktivität Fahrrad eingestellt. Nach 50 Km auf der Hauptstraße schickt mich das Garmin nun in die Walachei. Zuerst geht es auf geschotterter Piste noch gut voran.

Haus mit Seeblick

Dann ist der Weg eher zum Wandern gedacht als zum Radeln, er ist auch für Wanderer ausgeschildert und markiert.

Der finnische Wanderer hat das gleiche Ziel wie ich.

Der Weg durch den Wald wird immer sandiger so dass ich so manchen Kilometer schieben muss.

Eine Besonderheit sind die vielen Blaubeeren die man im Herbst hier sicher Eimerweise pflücken kann. Auch die silbergraue Flechte die hier den Waldboden bedeckt sieht fantastisch aus und wenn man drüber läuft fühlt und hört es sich an als wenn man über harschigen Schnee läuft.

Der Rokula Nationalpark

16:00 Uhr erreiche ich den Naturzeltplatz wo aber der Bär steppt. Eine Wandergruppe vieler junger Eltern mit vielen Kindern ist mir doch ein wenig zu viel Trubel, das hatte ich mir etwas anders vorgestellt.

Nach kurzer Pause fahre ich weiter organisiere mir an einem der ersten Häuser die kommen, Wasser und suche mir einen schönen ruhigen Zeltplatz. Langehose, Langarm T-Shirt und Mütze gegen die Blutsauger überziehen, Zelt aufbauen das sind die ersten Dinge die ich mache.

Nach dem ich gekocht und gegessen habe sind es nach 21:00 Uhr, ich setze mich mit meinem Stuhl an einen schattigen Platz und tippe den Report von heute ins Word Programm.

Tagesdaten:104 km / 7:40 Std. in Fahrt /424m Anstieg und 301m Abstieg




Sonntag den 16.06.  Säräisniemi – Vuokatti 127km

7Uhr 30, es sind 14 Grad und keine Wolke am makellos blauen Himmel. Alles verpackt, nichts liegen gelassen, dann los. Der Tag fängt schon mit Schiebung an. Vier Kilometer Sandpiste bis zur Straße 879 sind zu bewältigen. All meine Erfahrung nutzen nicht, wenn der Sandweg zu tief ist muss geschoben werden.

Das Ende der Piste und endlich wieder Asphalt

Die Straße führt jetzt mal ganz nah, mal weiter weg den Niskanselkä entlang. Der See hat schon beachtliche Ausmaße und liegt ca. auf der Hälfte von Oulu zu Russland. In dem Ort Vuolijoki, auf den Stufen eines Supermarktes mache ich Rast und gehe Lebensmittel einkaufen. Von hier bis zum Campingplatz, kurz vor Kajaani sind es noch 42 Km kein Problem denke ich mir. Doch es kommt mal wieder anders als man denkt. Ich habe schon eine böse Vorahnung als das Navi den Platz nicht findet der aber auf der Karte eingezeichnet ist. Ich fahr in den Ort und an einem Imbiss hole ich mir was richtiges Gesundes. Wurst, Pommes rot weiß, mit Salat und ne Cola dazu.

Der nächste Campingplatz der auf der Karte steht den auch das Navi anzeigt, liegt 5 Km hinter der Stadt Vuokatti, von der ich noch 36 Km entfernt bin. Jetzt nach 89 Km heiß es sich neu motivieren und in die Pedale treten. Auch wenn es gefühlt lange dauert, aber irgendwann kommt das Ortsschild Vuokatti jetzt sind es nur noch 5 Km.

Eine Abfahrt mit Lift am Ortsanfang von Vuokatti

Als ich auf den Platz fahre, welcher sehr schön am Nuasjävisee liegt, beschließe ich Einstimmig hier zwei Nächte zu verbringen. 

Ein schöner Oldtimer steht direkt an der Zeltwiese

Ein Moskvitsh / Mockbuz

Tagesdaten: 127 Km / 8:25 Std. in Fahrt / 503m Anstieg und 511m Abstieg

Im Alltag wir unser Denken oft vom Nutzen und Profit bestimmt. Auf Reisen so wie diese, ist es nur ein besonderer Augenblick der die Mühen eines ganzen Tages verblassen lässt.




Montag den 17.06.  Pausen Tag in Vuokatti

Im Damentrakt des Sanitärbereichs steht eine Waschmaschine und Trockner, zwar ist das nicht der ideale Standort aber mir macht das nichts aus. Leider ist die Bedienungsanleitung in Finnisch und an den Schaltknöpfen auch. Eine Finnin die gerade frisch geduscht an mir vorbei will, spreche ich an und sie ist so nett und stellt das Gerät für mich ein. Jetzt ich kann befüllen, den Startknopf drücken und los geht es. Später mit dem Trockner geht es einfacher, Wäsche rein und Start. Nun habe ich die Zeit um ein paar Kleinigkeiten die repariert oder geklebt werden müssen zu erledigen.

Für einen Spaziergang am See entlang bleibt noch Zeit genug

Vom Vogelbeobachtungsturm hat man einen schönen Blick über den See

Das ist schon der Scheiterhaufen für den 22.06. dann wird dieses Jahr das Mittsommernachtsfest gefeiert und überall im Land werden Feuer entzündet. Das Fest wird auch auf Finnisch Juhannus (Johannes) genannt und ist ein finnischer Nationalfeiertag der immer zwischen dem 20+26 Juni auf einen Samstag gefeiert wird.

Morgen fahre ich weiter nach Kohmo die letzte Station vor der russischen Grenze.




Dienstag den 18.06  Voukatti – 14 Km hinter Kuhmo

Stark bewölkt 17 Grad da frühstücke ich lieber im Aufenthaltsraum. Da kommen mir die Synchron Camper entgegen. Sie verlassen gerade gemeinsam den Sanitärbereich. Ob das eine neue olympische Disziplin wird kann nicht sagen aber interessant wäre es schon. Teilnehmer sind Camper Paare die alles gemeinsam machen und schwierige Aufgaben lösen müssen. So wie ich es gestern Abend beobachten konnte, wenn drei Kartoffel abzuwaschen sind, das synchron hinzubekommen ist echt nur was für Könner. Einfacher ist da schon der gemeinsame Abwasch zwei Teller zwei Gabeln und zwei Messer.

Die Kirche von Sotkamo

Eine finnische Schaukel die fast in jedem Garten zu finden ist.

Kurz nach acht Uhr verlasse ich alleine den Platz und pedale die 4 Km zurück nach Voukatti. Hier komme ich auf die Straße No.76 die mich über Sotkamo, Ontojoki nach Kuhmo führt. Ab 11:00 Uhr lockert die Bewölkung auf und die Sonne bekommt ihre Chance. Es rollt, dank der Hilfe des Windes, besonders gut und so habe ich zur Pause nach 3:14 Std. Fahrzeit schon 63Km auf dem Tacho stehen.

Kurz vor Kuhmo biege ich ab auf die No. 912 die Via Karelia wo auch mein Ziel für morgen beschildert ist, die Stadt Kostamus 106 Km ( Kostomuksha RUS).

Ein schöner Briefkasten  

Nach ca. 10 Km zweigt links die Piste zum Campingplatz ab. Die Straße geht mehrfach Berg auf und ab bevor ich nach weiteren 4 Km auf dem Campingplatz Lentuakosken ankomme. Der Platz ist ein Gedicht, wunderschön an einem See gelegen, gepflegt und sauber. Gerade steht das Zelt, da kommt ein Regenschauer runter und ich flüchte in den Aufenthaltsraum, wo ich mir einen Kaffee aufschütte. Wenn alles so verläuft wie geplant müsste ich morgen Abend schon wieder in Russland sein.

Es war nur ein Schauer und bald scheint schon wieder die Sonne  

Tagesdaten: 88 Km / 4:50 Std.in Fahrt / 462m Anstieg und 445m Abstieg


 

 

Mittwoch den 19.06.  Kuhmo – Kotomuksha in Karelien Russland 104Km

Gestern Abend bin ich noch mal über den Platz geschlendert, weil mich ein umgebauter Steyr Unimog neugierig gemacht hat. In Afrika habe ich schon mal so ein altes Militärfahrzeug aus Österreich gesehen. Es war bei Dr. Hardi im Kongo wo ich meine Malaria Tropika auskuriert habe.

Ihr finnischer Camping Nachbar unterhält sich per Google Übersetzer mit Silke

Silke aus Köln und Roland aus Düsseldorf, da sollte man meinen, das geht gar nicht aber die Beiden mit ihren Hunden beweisen das auch das fast unmögliche machbar ist. Bei dieser Skandinavien Tour wollen sie ihr Gefährt, das sie selber ausgebaut haben, auf Herz und Nieren prüfen und dann irgendwann damit vom Rheinland in die Mongolei fahren.

 

Still ruht der See

Ein lockeres und schönes Zusammen sein, lässt einen schnell die Mückenstiche vergessen, wie unser Finne sagt, entspannt bleiben dann sind die Mücken das auch. Gegen 22:00 Uhr verabschiede ich mich von den Dreien, geh noch mal zum See runter und dann ab in den Sack.

Kurz vor acht am Morgen bin ich wieder auf der Via Karelia, die wie ein graues Band zwischen Wäldern und Seen verlegt ist und mich bis zur Hauptstraße No. 89 bringt. Jetzt ist die Grenze nur noch 16 Km entfernt. Nach einer Pause stehe ich auch schon am finnischen Checkpoint. An der russischen Grenze frage ich nach wie lange ich jetzt in Russland bleiben kann und die Beamtin am Schalter trägt in den Laufzettel das Ablauf Datum des Visums den 27.08. 2019 ein.

Bei dem schönsten Wetter überquere ich die Grenze und habe noch 32 Km bis zum Ziel.

Es zieht sich zu

Der Wald, die Seen und die Mücken sind noch da nur die Straße heißt jetzt 86K-6. Eine halbe Stunde später überrascht mich ein Gewitter. Ich kann mir gerade noch die Regenjacke überziehen, da bricht das Unwetter über mich herein. Starkregen lässt die Straße zum Fluss werden, Blitze zucken und der Donner ist schon furchteinflößend. Kein Unterstand weit und breit. Als ich mein Ziel für heute erreiche, die Stadt Kotomuksha hat sich das Wetter beruhigt aber es regnet immer noch. Das zweite Hotel das ich anfahre ist für mich das richtige.

Nach meinem Campingurlaub in Finnland gönne ich mir ein Hotel in der für mich in Russland gehobenen Preisklasse incl. Frühstück und Wlan 37,-€. Nach dem ich das halbe Hotel unter Wasser gesetzt, das Zimmer bezogen, und meine nassen Sachen zur Wäsche gegeben habe, gehe ich nebenan in den Supermarkt und kaufe das nötigste ein, das da wären Brot, Butter, Wurst ,Wein und Bier. Am Abend kann ich noch mit meinen Schwestern skypen, einfach ein perfekter Tag.

Ein Glas Rotwein trinke ich auf meinen zweiten Geburtstag, denn heute vor einem Jahr in Bulgarien als mich ein Auto angefahren hat, haben so viele Menschen in dem Moment positiv an mich gedacht das mir nichts Schlimmeres passieren konnte.

Tagesdaten: 104 Km / 7:00 Std. in Fahrt / 728m Anstieg und 653m Abstieg    




Donnerstag den 20.06. Ruhetag in Kotomuksha

Der Tag Ruhe hat mir gutgetan. Ich konnte zu dem einiges erledigen, wie den Rückblick auf Finnland verfassen und die Statistik über die 25Tage die ich im Land war erstellen.

Im Zentrum der Stadt 5 Minuten vom Hotel entfernt finde ich im Einkaufszentrum einen MTC Shop wo ich meine Russische Sim Card aufladen kann. Im Internet hatte ich nach dem Shop gesucht und den angezeigt bekommen. 10Uhr 15 – 20:00 Uhr ist die Öffnungszeit. Um halb Elf stehe ich mit einem Mann vor verschlossener Tür. Wir warten und warten nach 15 Minuten gehe ich und drehe eine Runde durch die Stadt. Um 11Uhr ist der Laden immer noch verschlossen. Der mit mir wartende Mann zuckt mit den Achsen, als ihn Fragend anschaue. Da kommt eine Frau schließt den Laden auf aber direkt hinter sich zu. Sie telefoniert und schaut auf den Bildschirm vor sich. Irgendwann bequemt sie sich doch noch und schießt mürrisch den Laden auf. Das wäre in Deutschland unmöglich aber das scheint ein Relikt noch aus der Sowjetzeit zu sein als die Läden alle staatlich waren.

Kostomuksha eine grüne Stadt viele Parks und Grünanlagen durch die man bis runter an den See spazieren kann.

Zu dieser Klosteranlage die den 500 Rubelschein ziert, möchte ich gerne hin. Sie liegt noch Drei bis Vier Tagestouren entfernt im Weißen Meer, auf den Solovetzky Inseln. Mit der Planung bin ich nicht weitergekommen. Das Problem ist das ich nicht genau sagen kann wann ich am Hafen ankomme, weil ich auf der 330 Km langen Strecke nur eine Unterkunft gefunden habe. Also kann ich auch keine Unterkunft auf der Insel buchen, wobei das Angebot knapp ist. Mit der Schiffspassage ist das Gleiche, da habe ich auch bloß Internetseiten in Russischer Sprache gefunden. Ich werde auf gut Glück zum Hafen nach Rabocheostrovsk fahren und schauen was machbar ist, drückt mir die Daumen.




Rückblick Finnland

Vor zwei Jahren habe ich nur kurz dieses Land besucht, Helsinki und Lahti waren die Stationen. Diesmal war ich fast einen Monat im Land und habe viel gesehen. Die Sprache der Finnen ist so einmalig wie sie selber. Ein wenig eigenbrötlerisch und Wortkarg, doch wenn man sie aber anspricht, viele könne Englisch, sind sie hilfsbereit und sehr interessiert und gesellig. Die Natur ist grandios, riesige Wälder und eine Unzahl von Seen prägen die Landschaft. Im Sommer wird es kaum dunkel  und ab Mitte Juni werden die Mücken zur Plage. Da ich eher die warmen Gegenden, Berge und Wüsten mag, kann ich mich nicht so recht für dieses Nordland erwärmen. Das empfindet jeder anders, also kommt her und urteilt selber.



Freitag den 21.06.  Kostomuksha - Pushnoy

Nach einem ausgezeichneten Frühstück starte ich um acht Uhr in den neuen Rad Tag. Es ist bewölkt bei angenehmen 17Grad. Immer wieder beginnt es zu nieseln aber nie lang und stark genug als dass ich die Regenmontur anziehen müsste.

Auch das Russische Karelien hat atemberaubend schöne Landschaften zu bieten

Da keine Übernachtungsmöglichkeiten auf den nächsten 250 Km vorhanden sind, halte ich schon mal Ausschau nach geeigneten Plätzen wo ich Wildzelten könnte. Da bieten sich die Funkmasten an, sie stehen immer nahe der Straße und meist ist noch ein Gebäude vorhanden. Aber langsam bekomme ich Hunger denn es ist schon 12:00 Uhr durch und 70 Km stehen auf dem Tacho.

Da überholt mich ein Lastwagen macht die Warnblinkanlage an und hält an. Ob er mich ein Stück mitnehmen soll fragt er auf Russisch und die Gestik ist so eindeutig, dass ich verstehe was er meint. Da lasse ich mich nicht zweimal bitten, das Rad wird im Laderaum verzurrt und ich nehme mir eine Banane, Müsliriegel und eine Flasche Wasser mit ins Führerhaus.

Das ist Vitali der Schummi von Karelien

Die Verständigung ist schwierig, weil er nur ein paar Wörter englisch kann, aber ich finde heraus, dass er mich bis zum Abzweig auf die E105 die nach Murmansk führt, bringen kann, denn er muss dann in die entgegengesetzte Richtung.

Bad Road

Er stoppt extra seinen Truck um mir die Baumstümpfe zu zeigen die durch die Fahrbahndecke hochkommen. Um 14:15 rollen wir auf den Parkplatz der Tankstelle die ich mir schon auf Google Maps angesehen hatte und wo ich morgen Abend übernachten wollte.

"Danke Vitali" du kamst genau zur rechten Zeit so komme ich heute noch zum Motel in Pushnoy

Aber erst muss ich jetzt was essen und trinken, auch die Tische und Bänke die auf dem Gelände der Tankstelle stehen, laden zur Pause ein.

Die Ziele, oben steht mein heutiges Ziel und unten Murmansk die letzte große Stadt in Russland die ich mir anschauen möchte.

Um 18:00 Uhr er reiche ich Pushny und das Motel das ich ausgesucht habe. Ich bekomme einen Schock als der Mann an der Rezeption mich fragt ob ich gebucht hätte, da er sonst kein Zimmer frei hätte. Schweren Herzens verlasse ich das Motel. Als der Chef kommt und mich über meine Weltreise ausfragt, er hatte wohl das Schild vorne am Rad gesehen, frage ich ihn ob ich in einem der Caravans übernachten kann, ja einer wäre noch frei höre ich ihn sagen. Gerne antworte ich und als wir wieder in die Rezeption kommen ist plötzlich doch ein Zimmer frei. So kann ich Duschen und in der Gaststätte esse ich mir ein Schnitzel mit Kartoffelpurre dazu ein kühles Blondes.

Tagesdaten: 117 Km / 7:10 Std.in Fahrt / 790 m Anstieg und 750 m Abstieg

Mit dem LKW :    136 Km / 2:10 Std

Es ist kurz vor 22:00 Uhr die Hausaufgaben sind geschrieben, der Regen hat aufgehört und die Abendsonne scheint.




Samstag den 22.06. Pushny – Rabocheostrovsk 95 km

Da es heute eine u.100 Strecke ist stehe ich erst um sieben Uhr auf und bin um viertel vor neun wieder auf der gut ausgebauten E 105.

Die auch als P21 gekennzeichnete Straße führt durch ein riesiges undurchdringliches Waldgebiet, hier ist Bärenland wo auch auf Schildern darauf hingewiesen wird. Nach 60 Kilometer ohne menschliche Siedlung und nach dem ich den Kem River überquert habe, nehme ich die Straße die nach rechts abzweigt und zur Stadt Kem und weiter nach Rabocheostrovsk führt, von wo das Schiff zu den Solovetzky Inseln ausläuft.

Ein doppelt und dreifach gesicherter Bahnübergang in Kem, mit Ampelanlage Schranken und Bodenklappen. Die Stadt ist ziemlich heruntergekommen und verbreitet eine Endzeitstimmung. Halbabgerissene Holzhäuser marode Plattenbauten überall Schutt und Ruinen das habe ich in Russland noch nicht gesehen. Vor einem neuen modernen Supermarkt, der hier wie ein Fremdkörper wirkt, parke ich mein Norwid und gehe noch ein paar Dinge einkaufen. Danach wird es aber Zeit für eine Pause denn mein Magen hangt schon auf halb sieben.

Vor dem Feuerwehrgebäude steht Tisch und Bänke genau das Richtige für mich um in Ruhe und gemütlich zu pausieren und wo auch die Jungs von der Feuerwehr nichts dagegen haben. Zum Abschied schenken sie mir noch einen Trockenfisch, zum Bier heute Abend meinen sie. Ich bedanke mich und kurbele weiter nach Rabocheostrovsk, an meiner heute Morgen noch schnell gebuchten Unterkunft vorbei bis zum Touristenzentrum Prichal.

Hier sehe ich zum ersten mal das Weiße Meer. Mit 3 m Unterschied bei den Gehzeiten ist das Meer immer in Bewegung.

Die Überfahrt und die Übernachtungen sollte man im Sommer vorab buchen was für einen Radfahrer hier sehr schwierig ist. Die bange Frage ob ich noch ein Ticket für die Überfahrt bekomme stellt sich als unbegründet heraus und schon bald halte ich die beiden Ticket, eins für mich und eins fürs Norwid in den Händen.

Ich hätte sogar noch ein Zimmer im Prichal bekommen, was im Internet heute Morgen noch als ausgebucht stand. Jetzt freue ich mich riesig auf den Besuch der Inselgruppe im Weißen Meer. Gutgelaunt fahre ich zurück und beziehe mein Zimmer, dass in einem Privathaus im Dachgeschoss liegt. Vom Balkon kann ich in den Garten der jungen Familie schauen. Am Ende vom Garten in dem kleinen Haus wohnen die Eltern meiner Gastgeberin. Eine nette Familie wo ich mich wohlfühle.

Morgenfrüh muss ich um 7:30 am Hafen sein, damit ich das Schiff nicht verpasse.

Tagesdaten: 95 Km / 5:45 Std in Fahrt / 443m Anstieg und 531m Abstieg

Vom Schwarzen Meer bis zum Weißen Meer ist geschafft, jetzt fahre ich nach Hause, über Murmansk Norwegen, Schweden und Dänemark.



 

Sonntag den 23.06. Rabocheostrovsk – Solovetzki Inseln 49 Km

Heute bin ich schon um 5Uhr wach, ich steh auf mach mir einen Kaffee und Blicke über den Tassenrand in den Garten. In der Ferne kann ich einen blauen Streifen am Horizont ausmachen, das ist das Weiße Meer.

Um 7Uhr15 schließe ich das Gartentor hinter mir. Verabschieden kann ich mich nicht denn die ganze Familie liegt noch im Bett. Am Hafen dagegen ist schon reger Betrieb. Vor der Vasiliy Kosyakov, so heißt das Schiff, steht schon eine Warteschlange an der Gangway

Pünktlich um acht Uhr kommt das Kommando „Leinen los“ und das Schiff legt ab. Das Rad habe gut an der Reling befestigt und ich suche mir unter Deck einen Platz, denn um die zwei Stunden Überfahrt an Deck zu bleiben ist es zu frisch.

Ich sitze neben einem Popen der mit seiner Frau, vier Kindern und einer Pilgergruppe unterwegs ist. Kurz vor zehn gehe ich an Deck, gerade richtig, denn aus dem Dunst taucht die Hauptinsel und auf ihr die Klosteranlage mit den filigranen Zwiebeltürmen und den wuchtigen Wehrtürmen auf.

Als letzter Passagier schiebe ich mein Rad über die Gangway, hänge die Packtaschen ein und pedale an den Taschen und Koffer schleppenden Pilger vorbei Richtung Kloster, vorbei an den mächtigen Mauern und Türmen zum Guest House Pina Gor das mir die nette Dame am Ticketschalter im Prichal empfohlen hatte. Bei Booking.com ist es ausgebucht, das hatte ich Gestern noch nachgeschaut. Direkt rechts neben dem Gästehaus ist ein Cafe Bar Restaurant alles in einem. Dort frage ich nach wegen dem Zimmer und siehe da ich bekomme eins und noch günstiger als bei Booking.com.

Cafe, Bar, Restaurant

Wenn man so herzlich willkommen geheißen wird, siehe Rettungsring, mit netter und aufmerksamer Bedienung, könnte ich mir vorstellen, dass dieses mein Stammlokal wird. Jedenfalls war ich schon am Abend dort essen. Heute habe ich die Wäsche gemacht, denn das Wetter war bescheiden kalt und windig. Morgen schaue ich mir das Kloster an und hoffe auf ein wenig Sonnenschein.

Tagedaten: 6 Km / 0:30 Std.in Fahrt / 55m Anstieg und 66m Abstieg + 43 Km mit dem Schiff.

Ich bin reif für die Insel im wahrsten Sinne des Wortes. Ich hoffe mir wird das ruhige Inselleben guttun, so dass ich neue Kraft und Energie von dort mit auf die weitere Reise nehmen kann.



Montag den 24.06.2019 Besichtigung des Solovetzki Kremlin mit Klosteranlage

Um 2:39 Uhr in der Nacht bekomme ich schon die erste Gratulation – E-Mail im Gästebuch an, von meinen Freunden Walter und Elvira. Ich bin überwältigt von der Vielzahl der Menschen, Verwandte, Freunde und auch Leser des Blogs die an mich gedacht, mir geschrieben, oder mit mir gesprochen haben. Vielen herzlichen Dank dafür, ihr glaubt gar nicht wie gut das tut, wenn man soweit von zuhause und seinen Liebsten ist.

Sogar meine Vermieterin hat für mich einen Kuchen gebacken und mir Marmelade und Tee gebracht.

Im Café nebenan habe ich heute Mittag einen Fischsalat als Geschenk bekommen, den sie für sich selber herstellen und der nicht auf der Karte steht. Zum guten Schluss schafft es die Sonne noch am Nachmittag die Wolken zu vertreiben und mir ein tolles Licht zum Fotografieren zu schenken.

Der mächtige Kloster Komplex

Einer der Häfen der Insel

Heute Morgen sah es noch trüb aus und 12 Grad sind auch keine sommerlichen Temperaturen. Nach dem Frühstück besuche ich das Kloster das nur einen Steinwurf von meinem „Guest House Pina Gor“ entfernt liegt.

Blick von meiner Unterkunft zum Kloster

Heute verschaffe ich mir einen Überblick über den riesigen Komplex und schaue mir einiges schonmal genauer an.

Eine der zahlreichen Kirchen

Einer der Wehrtürme von dem ich ein Foto vom Guest House Pina Gor machen kann

Meine Unterkunft

In der Mittagszeit gehe ich in die Kloster Kantine wo ein schmackhaftes Essen zubereitet wird.

Der Mönch bringt seine Schmutzwäsche zu Wäscherei und ich verlasse das Kloster denn ich muss noch Bier einkaufen, wenn mal Besuch kommen sollte. Wenn keiner kommt muss ich es notgedrungen selber trinken.

Die Hauptstraße im Ort und ein Lebensmittelladen wo man noch bedient wird.

Was ich morgen mache entscheide ich kurzfristig denn das ist Wetterabhängig.




Dienstag den 25.06. Dritter Tag auf den Solovetzky Inseln

Gestern Abend war ich dreimal unterwegs um Fotos zu machen. Das letzte Mal um 21:30 Uhr da tauchte die tiefstehende Sonne die Klosteranlage in ein warmes Licht.

Die Sonne ist fast am Horizont angelangt

Heute habe ich für meine Verhältnisse lange geschlafen. Nach dem Frühstück mache ich noch die letzte der vier Radtaschen unter der Dusche sauber, jetzt sehen sie wieder wie neu aus. schmutz ist der Feind jeder Textilie. Anschießend wandle ich durch die Klosteranlagen wo es noch genug zusehen und zu entdecken gibt.

Der Innenhof  

Noch eine Kirche und noch mehr Gold

Auf meinem späteren Spaziergang treffe ich die Schülergruppe die auch im Guest House Pina Gor untergebracht ist, bei ihren Malunterricht in der freien Natur.

Das Ergebnis liegt zum Trocknen später in der Diele und kann sich sehenlassen.




Mittwoch den 26.06. Vierter Tag auf den Solovetsky Inseln

Am letzten Vormittag auf der Insel nutze ich um mich noch was umzusehen. Mit dem Rad fahr ich zum Tamerin Pier um ein Ticket für die Überfahrt um 16:00 zu kaufen. Brauch ich nicht, sagt man mir eine halbe Stunde vorher da sein ist OK. Was ich auch erfahre ist, dass für die Rückfahrt mit einem kleineren Boot die“ Memeab 4“ zum Einsatz kommt. Hoffentlich müssen die Passagiere nicht mitrudern.

Nun pedale ich zum Mini Flughafen wo ein großer Hubschrauber steht, aber es heißt leider „Fotografieren verboten“. Danach finde ich noch genügend andere Motive

Ein nur aus einem Dach bestehendes Haus

Ein altes Eingangs Tor mit einem Durchschlupf auch Nadelöhr genannt.

Es steht schon in der Bibel „Eher passt ein Kamel durch ein Nadelöhr als das ein Reicher in den Himmel kommt.“

Der Strand an der Ostseite der Hauptinsel ist wunderschön und ich bereue schon, dass ich heute abreise, wenn ich noch einen Tag bleiben wollte hätte ich umziehen müssen, dazu hatte ich keine Lust.

Danach muss ich zurück und Packen denn ich habe Helga meiner Vermieterin versprochen das Zimmer um 14:00 Uhr zu verlassen. Im Café bei Maria esse ich noch mal, wer weiß wann ich noch mal sowas gutes bekomme. Als Helga dazu kommt machen wir ein Abschiedsbild.

Und plötzlich will die ganze Belegschaft mit aufs Bild

Danke ihr seid ein Tolles Team, ich habe mich fast so wie zuhause gefühlt.

Dafür gibt es keine passende Überleitung aber ich finde es muss sein.

Schon lange bevor ich einen Fuß auf die Insel gesetzt habe, hat mich die dunkle Geschichte der Inseln beschäftig, und vieles darüber im Netz gelesen. Darum habe ich die letzten Tage nach Spuren dieser Zeit im Kloster gesucht.

Man geht eine breite wuchtige Treppe hoch und betritt einen großen fast leeren Raum. Fast hätte ich mich schon rumgedreht und wäre wieder gegangen da sehe ich die offene Tür und den beleuchteten Raum dahinter.

Kein Schild weist auf den Raum hin, der wohl einer der wichtigsten im Kloster ist. Hier wird auf gerademal dreimal drei Schautafeln über das Sonderlager Solovki berichtet. Ein wenig spärlich finde ich und die Texte unter den Bildern sind nur für den lesbar, der der russischen Sprache mächtig ist.

Das andere Gesicht der Inseln

Das Sonderlager Solovki wurde 1923 auf den Solovetsky-Inseln im Weißen Meer als abgelegener und unzugänglicher Haftort errichtet, der vor allem für sozialistische Gegner des neuen bolschewistischen Regimes der Sowjetunion gedacht war.

Als Alexander Solschenizyn den Begriff Archipel Gulag prägte, dachte er auch an den Archipel Solowki. Das Lager Solowki war Russlands erstes großes Häftlingslager, das Modell des sowjetischen Lagersystems.

Im 20. Jahrhundert wurden die Solowezki-Inseln zu einem Symbol der russischen Geschichte, zum Inbegriff des Roten Terrors in Sowjetrussland und nachfolgend des Großen Terrors. Lenin ließ bald nach Gründung der Sowjetunion hier ein Arbeitslager einrichten, in welchem 1923 über 3.000 Häftlinge untergebracht waren. Das Solowezki-Lager bildete die Keimzelle für den berüchtigten Gulag und beherbergte bereits 1931 über 70.000 Häftlinge.

Das Motto über dem Eingangstor des Lagers lautete: „Lasst uns mit eiserner Hand die Menschheit ihrem Glück entgegentreiben.

Die besondere Bestimmung der Lager bestand in der Isolierung von politischen Gegnern des neuen Systems sowie in der Ausbeutung ihrer Arbeitskraft. In den Wäldern der Insel wurden mehrere 10.000 Menschen ermordet. Das Lager war gekennzeichnet durch schlechte medizinische Versorgung, Misshandlungen bis zur Anwendung von Folter sowie unzureichende Nahrung für die Häftlinge.

Einige Massengräber hat man schon ausgegraben.

Es macht mich traurig und gleichzeitig wütend wie mit dem Schicksal der Häftlinge und der Aufarbeitung dieser Verbrechen umgegangen wird. Ich habe in den Tagen viel darüber gelesen und da tauchte die Frage auf: Erst war es ein Kloster, dann ein grauenvolles Gefängnis jetzt wieder Kloster, kann man sowas überhaupt machen?

Ich meine ja, es beweist doch eindrücklich das es nicht die Orte sind, sondern das was der Mensch aus ihnen macht.

Letzter Blick zurück auf das Kloster und ich pedale zur Bootsanlegestelle. Das Schiff ist pünktlich wie die Bundesbahn (sein sollte) legt um 16:00 Uhr ab und macht um 18:05 Uhr im Hafen von Rabocheostrovsk fest. Ich beziehe mein vorabgebuchtes Zimmer im Prichal.




Donnerstag den 27.06. Rabocheostrovsk – ca. 80km vor Loukhi 114km

Um 8Uhr30 gebe ich den Schlüssel vom Cottage IV. Zimmer 27 bei Olga in der Rezeption ab und verabschiede mich. Sie ist eine kompetente junge Frau. Bei ihr habe ich die Schiffspassage und das Zimmer über E-Mail gebucht. (pichalkem@yandex.ru)

Milchkannen, gesehen kurz vor Kem

Auch komme ich wieder an der Feuerwehr vorbei wo ich, damals als ich noch 70 Jahre alt war, die Tee Pause gemacht habe. In Kem macht der Supermarkt erst in einer halben Stunde auf, so kaufe ich Brot, 4 Liter Wasser und Joghurt im Tante-Emma-Laden ein.

Nach 30.5 km rollen die Räder wieder auf der E115 grobe Richtung Nord nach Murmansk

Um 11:00 Uhr nach 50Km ist eine Auszeit am Straßenrand angesagt. Keine Bushaltestelle weit und breit, noch nicht mal eine Parkbucht ist hier zu finden. Eine halbe Stunde später, gerade packe ich die Brotzeitutensilien ein, beginnt es zu regnen. Ich ziehe die komplette Regenmontur an und weiter geht es. Bei Tageskilometer 74 springt die Anzeige Distanz bis zum Ziel, auf die 500 km Marke um. Es hat aufgehört zu regnen und schnell ist die Fahrbahn abgetrocknet und ich kann die Regenjacke ausziehen.

Ich kann zusehen wie die Landschaft sich verändert. Waren die Wälder noch vor ein paar Tagen undurchdringlich, werden sie jetzt immer lichter. Auch sind die Bäume jetzt kleinwüchsiger. Immer mehr Freiflächen sehe ich, wo jetzt das Wollgras blüht.

Nach dem ich „Gabi Hundert“ gerufen und kräftig geklingelt habe, halte ich Ausschau nach einem geeigneten Zeltplatz. In der Nähe soll Wasser sein und nicht direkt einsehbar von der Straße. Um 16:00Uhr habe ich einen geeigneten Platz gefunden, schiebe das Rad runter in ein lichtes Wäldchen nahe einem See.

Bis nach dem Kochen bleibt das Wetter trocken, dann beginnt es wieder so langsam an zu tröpfeln. Ich flüchte, mehr vor den Mücken als vor dem Regen ins Zelt und esse dort mein Reisgericht mit Bohnen und Tunfisch.

Den Report schreibe ich, aber das Versenden: Fehlanzeige kein Internet.

Tagesdaten:114 Km / 7:00 Std / 344m Anstieg und 261m Abstieg / Heute waren es von 15 - 20 Grad warm.




Freitag den 28.06. bis Loukhi

Heute treffen sich meine Kegel Brüder vom Kegelklub „En Stündche“ bei Georg, meinem Lieblings Griechen, in der Gaststätte Hermes zum Kegeln. Was es doch für Zufälle gibt: der Sohn Georgs hatte auch am 24.06. Geburtstag und ist 17 Jahre alt geworden, ich 71Jahre. Jetzt müssen wir 11 Jahre warten bis wir wieder die gleichen Zahlen haben, er die 28 und ich die 82.

Ich habe gut geschlafen, bin ausgeruht und fühle mich top fit. Die Sonne scheint ins Zelt hinein und lockt mich nach draußen. Aber da draußen warten die Piranhas der Lüfte auf mich sie wollen mein Blut. Also frühstücke ich im Zelt und verpack alles in die Taschen. Jetzt ist vermummen angesagt, lange Hose und Langarm T-Shirt habe ich sowie so schon an. Das ist das einzige was wirklich hilft.

Heute kommt der obligatorische Regenguss schon vor der Tee Pause, die ich sitzend auf einer Leitplanke verbringe. Danach bleibt es aber trocken und sonnig.

Bei Google Maps habe ich an der Abzweigung zum Ort Loukhi, hinter einer Tankstelle ein Motel gefunden. Als ich nun dort bin, ist das Motel geschlossen. An der Abzweigung steht ein Schild 6 Km bis Hotel. Also lenke ich mein Rad runter von der E115 nach Loukhi wo wirklich ein Hotel mit Gaststätte gibt. Ich bestelle mir was zu essen und ein kühles Blondes, das zischt so richtig.  

Das Hotel

Morgen werde ich noch mal im Hotel Zelt schlafen, denn die nächste Stadt liegt 156 km entfernt. Wenn so ein Gegenwind ist wie heute, tu ich das mir nicht an. Muss ich auch nicht denn ich liege sehr gut im Zeitplan.

Tagesdaten: 76 Km / 5:35 Stunden in Fahrt / 315m Anstieg und 279m Abstieg




 

 Samstag den 29.06.   Loukhi – Kandalaksha 162 Km

Als ich um 4Uhr30 wach werde und durch das Fenster in einen azurblauen Himmel schaue von dem schon die Sonne strahlt, bin ich hell wach. Frühstücken, packen und das Rad beladen, dann kann es losgehen. Der Startschuss fällt um sechs Uhr dreißig bei wolkenlosem Himmel und 17Grad. Ein wenig Mitleidsvoll denke ich an meine Kegelbrüder, die gestern nach dem Kegeln noch zur Bierbörse mussten und um die Zeit noch in Essig liegen. Ich steige aufs Rad, die Pedale rasten ein und los geht’s. Nach 6 Kilometer bin ich wieder auf der E105 / P21.

Mein Ziel für heute steht ganz oben

Kein Wind stört meinen Drang nach Norden und die Vorsätze von gestern Abend sind Geschwätz von gestern. „Ich will nach Kandalaksha“

Der nördliche Polarkreis geht durch folgende Länder: Norwegen, Schweden, Finnland, Russland, USA (Alaska), Kanada und Grönland (autonomer Teil Dänemarks). Er streift außerdem Island.

Nach 64Km überquere ich den Polarkreis und kurz danach auch die Grenze zur Oblast Murmanskaya. So gegen 10:00 Uhr kommt leichter Wind auf, aber von der richtigen Seite. Dann, ich kann es kaum glauben, gerade habe ich eine ellenlange Baustelle passiert, kommt bei Tageskilometer 74.5 eine Bushaltestelle mit Pausenraum für mich. Ich wusste es das wird der perfekte Tag. Nach einer halben Stunde zwei gekochten Eiern und zwei Butterbroten kurbel ich weiter.

Schöne Seen rechts und links der Straße sind zu sehen

Um die Mittagszeit hat der Wind die Wolken so zusammengeschoben, dass die Sonnenstrahlen nicht mehr hindurch können, dann legt er sich. In Zelenoborskiy, An einer Tankstelle, nach fast sechs Stunden Fahrzeit lege ich die zweite Pause ein.

Anschließend wird es noch mal richtig hügelig, sehr lange 6% Steigungen sind zu bewältigen. Zwischen durch finde ich aber noch Zeit für einen Friedhofsbesuch.  

Ein bunter Waldfriedhof direkt an der E105

Die letzten 20 Km sieht es aus als würde es jeden Moment anfangen zu regnen. Aber erst in der Stadt Kandalaksha beginnt es zu tröpfeln. Das erste Hotel was ich ansteure ist genau richtig für mich. Ich wusste es doch, " Es ist der perfekte Tag.“

Tagesdaten: 162 Km / 9:45 Std. in Fahrt / 1061m Anstieg und 1134m Abstieg



  

Sonntag den 30.06. Ruhetag in Kandalahska

Nach so einem perfekten Tag brauche ich eine Weile um alle Systeme wieder auf normal Betrieb runter zu fahren. Gestern nach dem ich mein Zimmer bezogen hatte und keine Lust verspüre in ein Restaurant zu gehen, kaufe ich leckere Sachen im Supermarkt ein und mache es mir auf dem Zimmer gemütlich. Ich schreibe den Tagesreport und suche die passenden Fotos dazu aus. Es sind 22:15 Uhr alles ist erledigt nur eine Tüte mit Nüssen will noch geknabbert werden. Also schaue ich mir in der ZDF Mediathek noch einen Wilsberg an. So endet der Tag für mich um 24 Uhr und es ist Taghell da draußen.  

Kurz vor zehn werde ich wach, ich mache mich frisch und gehe Frühstücken. Anschießend beschäftige ich mit den nächsten beiden Radtagen und buch für den 02.07.- 07.07. ein Zimmer im Zentrum von Murmansk. 

Die Bucht von Kandalahska am Weißen Meer  

Ein wenig frische Luft schnappen und die Beine vertreten ist das was ich anschließend brauche. 

Der Hafen 

T34  

Den T34 habe ich direkt erkannt. Das habe ich vor einem halben Jahrhundert im Unterrichtfach Feinderkennung bei der Fernspähkompanie2000 gelernt.

Mit meinen Leuten aus der Alten WG kann ich noch skypen. Es war zwar keine gute Leitung aber es hat mich gefreut vertraute Stimmen zu hören, und mit ihnen zu quatschen.  

Morgen will ich auch auf Zeit los und schauen wie weit ich komme.