Mai 2022 Usbekistan - Tadschikistan


Sonntag den 01.05.2022
Trotz gestrigen Tanz in den Mai sitzen wir schon um acht Uhr beim Frühstück auf der Terrasse unseres Hotels und sind gespannt wie ein Flitzebogen auf den ersten Besichtigungstag. Das Wetter ist ideal, kein noch so kleines Wölkchen ist zu sehen. Der Himmel scheint mit den türkisfarbenen Kuppeln des Ensembele Registan, die wir von der Terrasse sehen können, zu wetteifern.

Der Registan Platz ( Sandplatz)

Nachdem wir am Eingang jeder 50,000 Som = 4 € gelöhnt haben, kann es los gehen.

Der Platz ist überwältigend schön und verschlägt dem Betrachter zuerst mal die Sprache. So geht es auch uns und wir lassen die Bilder sprechen.

Ein ruhiges Plätzchen abseits vom Besucherstrom

Im Museum

Mit Ornamenten verzierte Kuppel

Innenhof eine der drei Medressen (Koranschulen)

Eine der reich verzierten Kuppeln

Die Türangel einer der schweren und durch kunstvolle Schnitzereien verzierte Tür

Wir verlassen den Registan Platz und bummeln durch die angrenzenden Parks

Eine Erfrischung gefällig?

Neben der Bibi Khahnum Moschee, deren Besichtigung wir uns für morgen aufgespart haben, schauen wir uns das geschäftige Treiben in den Markthallen an. Wir kaufen Datteln, Walnüsse und getrocknete Aprikosen ein.

Am Nachmittag finden wir einen der sorgsam versteckten ATM Automaten. Nachdem Gabi 800,000 Som abgehoben hat, ist Cashmaschin getillt, leer geplündert und ich kann in die Röhre schauen.

Im Park bereiten sich Musiker auf den abendlichen Auftritt vor.

Wir sitzen am Abend auf der Terrasse unsere Herberge, Gabi strickt das die Nadeln glühen und ich schreibe den Tagesreport und warte auf ein Bier. Mein früherer Stammwirt Cornelißen Willi brauchte exakt sieben Minuten für ein gutes Pils. Unser netter Gastgeber eine viertel Stunde fürs eine Flasche Bier.



Montag den 02.05.2022
Auch heute Morgen genießen wir wieder ein ausgezeichnetes Frühstück auf der Dachterrasse. Es gibt frische Früchte, Kefir, Brot, Kuchen, Honig, Butter, Käse, schmackhaften Kartoffelpüree mit Gurke und Tomaten, Kaffee und Tee nach Wunsch.
Wir machen uns auf den Weg, durch die Gassen zum Schahi-Sinda-Complex

Schahi-Sinda heißt „Der ewig lebende König“. Einer der prachtvollsten architektonischen Komplexe in Zentralasien. Gleich hinter dem Eingang stehen die sogenannten 40 Sünderstufen, die ins Paradies führen. Jeder Sünder zählt die Stufen beim Hinauf- und Hinuntergehen. Da wir keine Sünder sind haben wir auch nicht gezählt.

Eine der zahlreichen prachtvoll ausgestatteten Gruften

Gabi aus der Gruft

Reich verzierter Torbogen

Wir bummeln über den Friedhof für Normalsterbliche.

Auf den Weg runter zur Bibi Chanin Moschee

Blick vom Gur-Emir Mausoleum auf die Bibi-Chanin Moschee

Koranständer (das nenne ich mal ein richtiges Buch)

Langsam wird man müde von so viel besichtigen. Hier und da verweilen wir und lassen die Atmosphäre auf uns wirken.

Da muss man den Kopf schon mal weit in den Nacken legen um alles sehen zu können.

Die Moschee wird gerade renoviert

Die Außenmauern der Moschee

Auf unserem Weg kann Walter noch am Bankomat Geld ziehen. Unseren Einkaufzettel für den Proviant arbeiten wir ab und kehren mit gefülltem Rucksack zurück. Beide freuen wir uns das wir morgen wieder weiterradeln können. Die Wäsche ist auch wieder frisch gewaschen. Es geht morgen Richtung Shahrisabz in die Berge. Usbekistan ist ein Land der alten Städte, eine Wiege der alten menschlichen Kultur. Samarkand, Bukhara und Xiva (Chiwa) gehören zu den ältesten Städten der Welt und wir waren mit den Rädern da.




Dienstag den 03.05.2022     Samarkand – Shahrisabz

Um sechs Uhr stehen unsere bepackten Drahtesel zum Ausritt bereit. Unser netter Gastgeber gibt uns bei der Verabschiedung noch gute Wünsche und ein Lunch Paket mit auf den Weg. Das Botanical Gasthaus - Rahmon Hotel ist unser Geheimtipp für Samarkand. Perfekte Lage für Sightseeing, gutes und abwechslungsreiches Frühstück und sehr hilfsbereites Gastgeberpaar.

Ob es daran liegt, dass wir so früh schon auf der Straße sind, oder ob es am Nationalfeiertag liegt, den man heute begeht, es ist jedenfalls nichts los auf Samarkands Straßen. So kommt es, dass wir die Stadt und ihre zahlreichen Vororte nach 50 Minuten hinter uns lassen und auf der Ah 62 den Bergen entgegen Radeln.

Es regnet und die Straße steigt mächtig an zum Einstieg

Die erste Pause genehmigen wir uns nach drei Stunden Fahrt um 9Uhr 50 und die Sonne ist auch wieder mit von der Partie.

Zwei Stunden später veranlasst uns Starkregen zu einer fast einstündigen Zwangspause. Einen trockenen Platz, Kefir und Tee bekommen wir bei einer uzbekischen Familie. Wir befinden uns auf 1300 Meter und bis zur Passhöhe sind es noch 364 Höhenmeter, die wir nach dem Regen in Angriff nehmen.

Um kurz nach 2 pm stehen wir oben in einem Gewimmel von Menschen und Fahrzeugen auf Passhöhe 1664m über Meereshöhe. Etwas abseits vom Trubel füllen wir unsere Kaloriendepots wieder auf bevor wir zu Tal rollen.

Fantastischen Blick ins Tal

Viel mehr als Rollen ist auch nicht drin, mir scheint das halb Usbekistan mit dem Auto sich den Berg rauf oder runter quält.

Eine Gruppe gutgelaunter Männer machen mit ihren Handy Fotos von uns und interviewen uns regelrecht. Es wird gelacht und sie stopfen uns Geldscheine in die Lenkradtaschen. Danke Männer, so schnell werden wir diese Begebenheit nicht vergessen und sicher noch oft erzählen. Ein Zählen der Scheine ergab 300,000 Som

Jetzt ist es nicht mehr soweit bis Shahrisabz

Im zweiten Anlauf finden wir ein Hotel und checken für zwei Nächte ein.

Tagesdaten: 86 Km /7:50 Std. in Fahrt / 1069m Anstieg und 1227m Abstieg

Hallo Helma und Paul (siehe Gästebuch)
Es war schön euch beide in Samarkand kennenzulernen. Schön das wir euch jetzt auch zu unseren Radtraum-Fans zählen können. Wir wünschen euch auch weiterhin viel Spaß bei euren vielen Reisen, bleibt gesund und uns auf den Felgen.



Mittwoch den 04.05. Besichtigungs- und Ruhetag in Shahrisabz (die grüne Stadt)
Den vorläufig letzten Besichtigungstag beginnt für uns nach dem Frühstück, direkt gegen- über von unserem Hotel Zamin, wo sich die Reste der alten Stadtmauer und der Eingangsbereich in den Majmuasi Complex befindet.

Oq Saroy (Der Weiße Palast). Nur die Ruine eines Tores des Palastes sind geblieben. Doch diese Ruine lässt erahnen wie groß einst der Palast gewesen sein muss. Die heute sichtbaren Seiten sind 22 Meter hoch und lassen darauf schließen, dass das gesamte Portal einst 45 Meter gewesen sein muss. Der Rest des Palastes ist fast vollkommen zerstört.

Ruine des Sommerpalast

Bei der netten Verkäuferin erstehen wir eine handbestickte Mappe, die wir ab heute als Bestecketui benutzen.

Blick durch den Eingangsbereich zur Timur Statue. Der Mongolenherrscher und Bauherr der Anlage

Kok-Gumbaz-Moschee

Bevor wir die Anlage verlassen schauen wir uns noch die Karawanserei an, die jetzt ein Restaurant beherbergt.

Langsam aber sicher stellt sich bei uns eine gewisse Besichtigungsmüdigkeit ein. Am Nachmittag bummeln wir durch die Stadt, wobei wir wie immer unsere Einkäufe erledigen.




Donnerstag den 05.05.
Seit gestern Nachmittag verspüre ich einen leichten Druck im Unterkiefer. Zuerst dachte ich mein Zahnfleisch wäre etwas entzündet. Aber im Laufe der Nacht schwoll mein Unterkiefer an und ich bekam mächtige Zahnschmerzen. Für mich steht fest, dass ich so nicht weiterfahren kann. Walter schaut ins Internet nach einer Dentalklinik und bespricht mit unserem Hotelbesitzer das wir noch bleiben müssen. Der Sohn der Familie, der hier im Hotel arbeitet bietet sich als Dolmetscher an.

Der rechte Unterkiefer ist angeschwollen

Hier ganz in der Nähe ist ein Dentist und ich komme auch sehr schnell dran.

Die Ärztin untersucht mich, macht einige Röntgenbilder und überweist mich dann in die Dental-Poliklinik.

Wir halten ein Sammeltaxi an und fahren zur Klinik, die etwas außerhalb liegt.

Der Chefarzt wird hinzugerufen und er erklärt unserem Dolmetscher, dass er den Unterkiefer aufschneiden muss, damit der Druck im Kiefer nachlassen kann. Ich bekomme eine Spritze zur lokalen Betäubung. Mit geschulten Händen setzt er innen am Zahnfleisch einen tiefen Schnitt. Mehrere Male spuke ich Blut und Eiter aus. Danach legt der Arzt mir eine Drainage in die offene Wunde und ich kann wieder gehen. Ich bekomme einen Zettel für die Apotheke, wo ich mir auf dem Nachhauseweg noch Isopropylalkohol zum Kühlen abhole. Morgen früh soll ich wiederkommen. Die Drainage muss dann entfernt werden.

Mein freundlicher Helfer Bekinjon

Ich spüre jetzt schon das der Druck und das Klopfen im Unterkiefer nachlassen. Ich kühle meine dicke Backe und lege mich erstmal schlafen. Diese Nacht habe ich ja kein Auge zubekommen. Walter macht einen Spaziergang im Park gegenüber um bei dem schönen Wetter heute noch ein paar Fotos zu schießen.

Amir Temur bei Sonnenschein

Ein Brautpaar zum Fototermin

Unser Hotel

Im Laufe des Tages spüre ich schon eine leichte Besserung und ich kühle fleißig meinen Unterkiefer. Hoffen wir mal auf morgen.



Freitag den 06.05.2022
Gott sei Dank konnte ich die Nacht ohne Schmerzen schlafen. Wie gestern ausgemacht sind wir heute Morgen schon um 8:15 Uhr in der Poliklinik.

Im Wartezimmer

Nach fünf Minuten Wartezeit komme ich in den Behandlungsraum. Der Arzt entfernt die Drainage und tastet meinen Kiefer ab. Er ist sehr zufrieden. Unser Dolmetscher fragt noch nach, ob der Zahn gezogen werden muss. Aber der Arzt verneint und erklärt das die Schwellung noch zurückgeht. Ich soll regelmäßig mit Salzwasser spülen. Mit Wein wäre mir lieber gewesen.

Nach der Behandlung bin ich doch sehr erleichtert. Wir fragen nach dem Preis für die Behandlung heute und der Arzt verneigt sich und sagt er wolle heute kein Geld. Ich verneige mich auch lege dabei meine Hand aufs Herz und bedanke mich (das macht man hier so und zeigt damit seine Ehrerbietung). Die gestrige Behandlung insgesamt hat uns 170 000 SOM gekostet, das sind ungefähr 15 €.
Mit dem Taxi fahren wir wieder zurück zum Hotel. Ich spüle fleißig mit Salzwasser und Walter macht sich mit unserem freundlichen Dolmetscher auf den Weg, zu einem Fotoshop.
Gestern Nachmittag sind unsere E-Visen mit Permit per email gekommen und Walter möchte sie ausdrucken. Bei uns in Deutschland könnte man sowas in jedem Hotel machen. Aber hier hat noch lange nicht jeder einen Drucker. Nach viel hin und her hat es zum Glück geklappt und Walter hat die nötigen Formulare für uns in der Hand.


Visum mit GBAO für Pamir Region


Nach getaner Arbeit gehen Walter und Bekinjon (Dolmetscher) gemeinsam Essen.

Auf dem Rückweg findet Walter noch ein schönes Fotomotiv.

Brautkutsche

Nach einer Mittagspause machen wir uns nochmal auf den Weg in die Stadt. Ich fühle mich schon viel besser und wir beschließen morgen weiter zu fahren.


Nach dem Freitagsgebet verlassen die Gläubigen die Moschee

Also ziehen wir nochmal Geld und kaufen ein paar Lebensmittel ein. Heute Abend wollen wir mit Bekinjon unten im Restaurant essen.



Samstag den 07.05.2022   Shahrisabz – Dehquanabad
Unser Freund und Helfer Bekinjon liegt im Restaurant auf dem Sofa und ratzt noch als wir unsere Räder bepacken wollen. Ich wecke ihn und als jede Tasche an seinem Platz am Velo hängt, verabschieden wir uns von ihm und radeln zur Stad hinaus. Sechs Uhr fünf und dreißig zeigt die Uhr an und das Thermometer schon 25 Grad. Gut eine halbestunde dauert es bis wir die Häuser der Stadt hinter uns gelassen haben.

Heute Morgen läuft es gut

Bei unserer ersten Teepause bei Tageskilometer 52 sind es schon 29 Grad im Schatten.

Der Tisch ist reich gedeckt

Anschließend, jetzt mit langärmeligen T-Shirts, pedalen wir bis zum Abzweig nach Termiz bei der Ortschaft Guzor.

Pause in einem Rasthaus an der M 39

Dort treffen wir auch unseren ersten Reiseradler der aus Tadschikistan kommt.

Sieben Kilometer später treffen wir eine Gruppe Radler die zur Hadsch nach Mekka radeln wollen.

Von ihnen bekommen wir auch die Information das man beim Grenzübertritt nach Tadschikistan nur das Impfzertifikat vorlegen muss und dann keinen PCR Test braucht.

Ein paar mächtige Steigungen ziehen uns die Kräfte aus den Beinen und die Affenhitze von 38 Grad tut ihr übriges dazu. Da hilft nur ruhig pedalen und ab und zu den Körper im Schatten runterkühlen. Endlich ist die Passhöhe erreicht und die Anstrengung wird durch einen tollen Ausblick belohnt.

Rasante Abfahrt vor Traumkulisse

Wie man uns schon bei der Pause im Rasthaus sagte, kommt bei Tageskilometer 115 ein Hotel, und tatsächlich zwei Kilometer weiter sehen wir nach einem letzten Anstieg das Schild Hotel vor uns aufleuchten. Wir rollen auf den Eingang zu und parken unsere Räder. Als ich von dem Empfangs Chef höre das sie ausgebucht sind fällt mir die Kinnlade runter. Ich kann ihm klar machen, dass wir nicht mehr weiterkönnen und wollen. Erst heißt es dann könnten wir in einem der Pavillons zelten, dann aber schließen sie für uns den Konferenzraum auf und wird für diese Nacht unser Doppelzimmer mit Putin Tisch.


Tagesdaten: 117 Km / 8:20 Std In Fahrt / 833m Anstieg und 531m Abstieg



Sonntag den 08.05.2022    Dehqanabad -  Boysun
Der Tag macht seinem Namen schon am Morgen alle Ehren.

Morgens um Sieben vor dem Hotel Gulinor

Das Hotel war komplett gemietet von einer Firma die Hochspannungsleitungen baut. Aber wir waren froh das wir das Konferenzzimmer bekommen haben. Wild zelten wird hier nicht so gerne gesehen. Wir fahren heute wieder einen Pass hoch und befinden uns beim Start auf 833 m.

Bizarre Gebirgszüge

Bei unserer ersten Pause sind wir schon auf 1258 m. Wir bestellen in einer Fernfahrer Raststätte, Tee, Tomaten-Gurkensalat und dazu Non (Brot) und erholen uns gut.

Traumhafte Kulisse

Auch wenn es anstrengend ist aber mit jedem Höhenmeter wird man mit tollen Ausblicken belohnt. Bei der zweiten Pause sind wir auf 1473 m und die Kalorien sind verbraucht. Ein im Schatten gelegener Gasthof kommt uns da gerade recht. Wir bestellen uns kalte Cola und Spiegeleier. Weiter geht’s frisch gestärkt. Zuerst einmal 50 Höhenmeter runter und dann müssen wir noch mal richtig klettern. Bis der Höhenmesser auf 1577 m steht, das ist die Passhöhe.

Landschaft mit Bach

Auf dem Weg nach unten rollen wir auf ein riesiges Denkmal zu.

Das ist hier scheinbar ein beliebtes Ausflugsziel.

Als die Straße nach Termiz abzweigt, sprechen wir einen Mann an, ob es hier im Ort ein Hotel gibt. Er telefoniert und gibt uns den Hörer. Wir können das Englisch, der Dame am anderen Ende, kaum verstehen. Sie hat ein Zimmer für uns aber wie wir dahin kommen können, kann sie nicht erklären. In einer Stunde würde sie uns vielleicht abholen. Wir lehnen ab und fahren weiter. Im Ort sprechen wir immer wieder Leute an. Hotel gibt es erst wieder in Boysun. Das sind aber nochmal gut 23 km mit vielen heftigen Steigungen. Wir fragen ob wir unser Zelt irgendwo im Garten aufstellen dürfen, aber das wird immer wieder verneint. An einem Gasthaus fragen wir wieder nach und sind umringt von Männern, die alle einen Vorschlag haben. Wir einigen uns darauf, dass wir unsere Räder und Gepäck in einen Kleinbus packen und nach Boysun zum Hotel gefahren werden. Der Preis beträgt 100,000 Som also ungefähr 8 €.

Unser hilfsbereiter Fahrer

Blick auf Boysun

Im Grandhotel checken wir ein und springen erstmal unter die Dusche. Bei einem Abendessen in der sehr belebten Stadt entscheiden wir, dass wir morgen einen Ruhetag einlegen und uns die Stadt ansehen.

Tagesdaten: 52 km, Fahrzeit 5:20 Std., 976 m hochgekurbelt und 612m runter Mit dem Kleinbus sind 24 km gefahren in 1:10 Std.



Montag den 09.05.2022     Ruhetag in Boysun
Da uns diese quirlige und lebendige Stadt gefällt und wir uns noch bis zum 13.05. in Usbekistan aufhalten dürfen, legen wir einen Ruhetag ein.

Das Frühstück bekommen wir um neun Uhr auf der Terrasse vor dem Hotel serviert.

Mit Bummeln, Einkaufen, Spaziergängen und Menschen bei ihren Tätigkeiten beobachten, verbringen wir die Zeit. Hier in loser Reihenfolge ein paar Bilder vom Tag.

Auf dem Basar

Der Bäcker und sein Ofen

Hier durfte ich selber ein Fladenbrot im Ofen platzieren. Der Teig kommt auf einen mit Leinen bespannten Stempel, womit das Brot an die Innenwand des Ofens gedrückt wird.

Männer bei der Teepause

Schöne Hosenkleider

Hier gibt es die besten Mantis der Stadt (Gehacktes in großen Teigtaschen) und auch noch frisch gezapftes Bier dazu.

Morgen wollen wir weiterradeln und lassen es offen, wo wir unser Haupt zur Nacht betten können.



Dienstag den 10.05.    Boysun - Denov
Walter ist schon unter der Dusche um kurz nach fünf Uhr und ich überlege noch ob das Plätschern aus der Dusche oder von draußen kommt. Ein Blick aus dem Fenster bestätigt meine Vermutung, es regnet. Besser jetzt als später.

Wie bestellt, pünktlich um 7 Uhr hört der Regen auf und wir können los.

Die Stadt ist schon erwacht und wir kommen gut voran, meistens geht es auch bergab.

Ein mächtiger Falke hat hier sein Leben gelassen

Die Landschaft ist einfach grandios. Auch wenn wir zwischendurch mal die Regenjacken anziehen müssen ist es trotzdem ein herrlicher Tag. So nach und nach geht es auch wieder einen kleinen Pass hoch und wir pedalen die Steigungen langsam mit möglichst wenig Kraftaufwand. Hier kann ich noch ein bisschen üben, denn ich trete oft noch zu schnell, wenn es länger hoch geht. Walter macht mich darauf aufmerksam und auch wenn ich erst sauer reagiere, hat er natürlich recht. Ich übe fleißig und merke das ich beim ruhigeren Pedalen nicht so aus der Puste bin.

Passhöhe erreicht und wir werden mit famosen Ausblicken belohnt.

Der Felsen sieht doch aus wie ein umgestülpter Pudding

Mit Wellenreiten geht es weiter durch die tolle Hügellandschaft. Zur Mittagspause sind wir schon im grünen Flachland.

Beim Mittagessen haben wir guten Internetempfang und telefonieren mit unserer Schwägerin Gisela, die heute ihren Geburtstag feiert. Die Freude ist groß, noch dazu haben wir einen Empfang als wenn Dülken mal eben um die Ecke wäre.

Wir rollen weiter durch fruchtbares Ackerland und sehen Getreidefelder und Weinanbau.

Unser erstes Dromedar steht einfach so alleine am Wegesrand.

Wir fahren auf unser Tagesziel zu, die Stadt Denov.

Ist nicht so einfach hier nicht abgedrängt zu werden.

Walter hat ein Hotel im Garmin gefunden und wir denken noch, den Nobelschuppen können wir uns nicht erlauben, aber fragen kostet ja nichts. Mit 420000 som für uns beide zusammen mit Frühstück erlauben wir uns das jetzt mal. Schließlich hat unser großer Bruder Herbert uns Urlaubsgeld mitgegeben.

In den Betten könnten eigentlich vier Personen schlafen.

Wir freuen uns einfach und lassen den Tag ausklingen. Morgen erwartet uns Tadschikistan.

Tagesdaten: 92 km geradelt in 6:40 Std. bei 491 m Anstieg und 1192 m Abstieg




Mittwoch den 11.05.2022   Denov (Uzbekistan) – Tursunzade (Tadshikistan)
Heute beenden wir den ersten Abschnitt unserer Radreise durch Zentral Asien und wollen Usbekistan verlassen und nach Tadschikistan einreisen.

Nach einem etwas spärlichen Frühstück schwingen wir uns um 7 Uhr 40 in die Sättel.

Hotel Euroasia

Die 38 Km bis zur Grenze sind sehr dürftig ausgeschildert, gerade mal ein Schild weist auf die Hauptstadt von Tadschikistan Dushanbe hin.

Am Usbekischen Grenzposten geht es schleppend voran. Erst müssen alle Radtaschen durchleuchtet werden, anschließend müssen wir durch die Passkontrolle, wo sich eine lange Warteschlange gebildet hat. Mit meinem Pass hat der Computer des Grenzers ein Problem. Nach dreimaligen verlassen seines Office um Rücksprache mit seinem Vorgesetzten zu nehmen, bekomme ich endlich den Ausreise Stempel in den Pass gedrückt. Bei Gabi klappt es umso schneller. Nach Registrierungsbelegen der Hotels fragt uns Niemand.
Am tadschikischen Einreiseschalter werden wir bevorzugt behandelt. Wir zeigen unser E-Visum vor und nach 5 Minuten prangt der Stempel der Einreise neben dem Usbekischen.
Hier hat uns keiner nach einem Corona Impfzertifikat gefragt oder wie im Internet stand, das man für die Einreise einen aktuellen PCR Test verlangt. Also alles easy.

Wir sind in Tadschikistan

Nach einer Teepause in einem Bushäuschen nehmen wir die letzten 12 Km unter die Räder. Ein Hotel, das wir im Garmin unter der Rubrik Unterkünfte gesucht haben, ist schnell gefunden.

Ziemlich bunt, na und

Jetzt hol ich mir eine Flasche Bier aus dem Kühlschank und übergebe die Schreibfeder an Gabi.
Ich lege die Stricknadeln auf Seite und schreibe die zweite Hälfte des Berichtes. Nach dem Grenzübertritt merke ich deutlich wie die Anspannung von mir abfällt. Ich habe solche Grenzübergänge ja noch nicht so häufig erlebt wie mein Bruder. Nach wie vor sind wir scheinbar eine Attraktion mit unseren Fahrrädern. Ständig werden wir fotografiert. Im Hotel angekommen zahlen wir erstmal mit US-Dollar, weil wir noch keine Somoni haben. Wir werden sogar von einer Dame aus dem Hotel zur nächsten Bank begleitet, aber auch da können wir weder mit Visa- noch mit Master Card Geld bekommen. Der Hotelmanager wechselt uns schließlich 100 US-Dollar in Somoni um, damit wir Essen gehen können. Doch zuerst schütten wir auf dem Zimmer einen Kaffee auf und schlafen dann ein Stündchen. Morgen wollen wir in die Hauptstadt von Tadschikistan reisen also nach Dushanbe. Im Internet buchen wir mit Walters Laptop ein Zimmer für drei Tage. Wir müssen dort so einiges erledigen, bevor wir weiterkönnen. Z.B. brauchen wir neue SIM-Karten für die Handys, Bargeld, Infos ob die Pässe im Pamirgebirge schon frei von Schnee sind usw. und so fort. Natürlich müssen wir auch mal unsere Räder inspizieren und pflegen, Klamotten waschen, also wie ihr merkt es gibt einiges zu tun.

Heute bummeln wir erstmal durch die Stadt, die wesentlich weniger Autoverkehr hat als in Usbekistan. Einige kleine Einkäufe werden erledigt und dann gibt es erstmal ein leckeres kühles Bier. Um 19 Uhr finden wir ein Lokal wo ein schmackhaftes Reisgericht in einer riesigen Pfanne angerichtet wird. Da haben wir Beide Appetit drauf.

Unsere Bedienungen, eine schöner als die Andere

Gutes schmackhaftes Essen

Dann sind wir mal auf morgen gespannt, was uns der neue Tag so bringt.

Tagesdaten: 50 km in 4:05 Std. Fahrzeit, 288m Anstieg und 100m Abstieg



Donnerstag den 12.05.2022   Tursunzade - Dushanbe
Heute sind wir einen Monat auf Achse und es kommt mir doppelt so lang vor.
Das Frühstück machen wir selber auf dem Zimmer, da wissen wir was wir haben. So pedalen wir gut gelaunt um 7Uhr 45 los und finden uns bald auf der autobahnähnlich ausgebauten Schnellstraße wieder. Die Sonne scheint und auf der linken Seite erscheinen schneebedeckte Gipfel am diesigen Horizont.

Auf der Schnellstraße

Es ist merklich weniger Verkehr auf dem guten Straßenbelag und es geht auch wesentlich ruhiger zu, als in Usbekistan. Die Erdbeeren und Kirschen sind reif, welche direkt an der Straße verkauft werden.  Der Präsident von Tadschikistan ist allgegenwärtig, er schaut von unzähligen Plakaten auf uns und sein Volk herab.

Emomalij Rahmon seit 1994 Präsident und starker Mann in Tadschikistan

Schon 20 Kilometer vor der Stadt pedalen wir durch die Vororte der Metropole Dushanbe die ca. 864.000 Einwohner hat. Die Stadt liegt auf 706 m Höhe eine schöne und grüne Stadt.

In der Innenstadt schauen wir uns den Nawrus Palast der am Komsomolsee liegt.

Badefreuden am Komsomolsee

Gegen 13:00 Uhr stehen wir Herrn Murath vom Green House Hostel gegenüber. Das Zimmer hatten wir über Booking.com gebucht. Wir beziehen unser Domizil, machen uns frisch, denn wir wollen heute noch so einiges erledigen. Geld ziehen am ATM, Sim Card für Tadshikistan besorgen, Essen gehen, Bier und Wein im Alkohol Shop kaufen, mit Angelika und Werner telefonieren und zum guten Schluss den Tagesbericht schreiben.  Kaum zu glauben wir haben alles erledigen können und sogar noch ein Foto gemacht für unseren leidgeprüften Autofahrer zuhause.

Die Sprit Preise hier in Tadshikistan 10 Somoni = 0,76 Euro

Tagesdaten: 63Km / 4:40 Std.in Fahrt / 422m Anstieg und 244m Abstieg




Freitag den 13.05.2022     Ruhe und Erholung in Dushabe
Wir erlauben uns heute mal bis 8 Uhr zu schlafen oder besser gesagt zu ruhen. Ab 7 Uhr machen die Handwerker im Haus mächtig Krach. Hier wird noch weiter ausgebaut und renoviert. Nach dem Frühstück unten in der Gemeinschaftsküche geht’s an die Arbeit. Ich füttere die Waschmaschine und wir reinigen beide unsere Taschen. Kleine Reparaturen erledigt Walter. Wir laden alle unsere Akkus und Batterien auf.
Nun wird es Zeit für einen Spaziergang und ein paar Einkäufe.

Ganz in unsere Nähe befindet sich eine russische orthodoxe Kirche

Wir verweilen ein wenig und genießen die Ruhe

Eine wunderschöne Kuppel

Nach unserem Einkauf halten wir eine Mittagspause um uns später mit der Radpflege zu beschäftigen.

Nach ca. 1300 km ist eine gründliche Reinigung nötig

Als es am Abend kühler wird bummeln wir zum Türkischen Restaurant, in dem  es uns gestern ausgesprochen gut geschmeckt hatte. Dort werden wir begrüßt als wenn wir alte Stammkunden wären.

Das hat auch heute sehr gut geschmeckt

Jetzt liegen wir in auf unseren Betten und unser Blick fällt auf die schöne Holzdecke.




Samstag den 14.05.  Letzter Tag in Dushanbe
Nach dem, aus zwei Spiegeleiern, Brot, Banane, Joghurt und Free Kaffee bestehenden Frühstück, ist eine Kleine Inspektion bei den Norwid Rädern angesagt. Da ich noch keinerlei Erfahrung mit Scheibenbremsen habe, baue ich die Bremsbeläge an meinem Hinterrad aus, um den Verschleiß nach ca.1300Km festzustellen. Der ist sehr gering, so dass ich die Beläge wieder montieren kann. Luftdruck der Reifen überprüfen Kette und Kettenblätter, Ritzel und Kettenspanner reinigen.

Mit Rohloff Getriebe No.249642

Nach getaner Arbeit fällt mir ein total verstaubtes Reiserad der Marke BBF aus Berlin auf, welches in einer Ecke im Treppenhaus steht. Mich würde die Geschichte dieses Velo und dessen Besitzer interessieren. Sachdienliche Hinweise nimmt mein Gästebuch entgegen, oder schickt mir eine Mail walter.leppers@yahoo.de danke.
Am Nachmittag kurbeln wir ca.20 Km durch die Capital City und grasen die Sehenswürdigkeiten ab. Heute ist kein gutes Fotografier Wetter aber seht selber.

Gabi geht rüber ins Hilten, wo sich ein ATM befindet und zieht noch ein paar Tausender.

Den Eifelturm von Dushanbe, so haben wir ihn getauft.

Ismoili Denkmal

Monoment to Rudaki

Diese fleißigen Frauen und ihre Kolleginnen sorgen dafür das alles hier in der Stadt grünt und blüht.

Den Tag lassen wir bei einem Abendessen bei unserem Lieblingstürken ausklingen und freuen uns schon auf den morgigen Tag, wo das Abenteuer „Pamir Highway“ beginnt.




Sonntag den 15.05.2022   Dushanbe - Nurek
Die ganze Nacht hat es immer wieder gewittert und geregnet. Ich habe im Universum ab 7 Uhr trockenes Wetter bestellt und als wir um 7:10 Uhr losradeln ist es trocken. Wir ziehen trotzdem die dünnen Regenjacken an, weil die Straße einfach noch sehr nass ist. Es geht durch den Großraum Dushanbe raus bis zu dem Ort Vahdat. Dort zweigt die Straße ab in die Berge zur Südroute des Pamir Highways. Langsam kurbeln wir uns nach oben. Um 10:12 Uhr nach fast 34 km sind die Kalorien verbraucht.

Wir finden auf 1240 m Höhe einen schönen Pausenplatz.

Sogar die Sonne lugt hervor und trocknet unsere nassgeschwitzten T-Shirts. Frisch gestärkt geht es weiter, bis wir um 11:30 Uhr bei 37 km an einen Tunnel ankommen. Der steht nicht in der Karte eingezeichnet. Eigentlich wollten wir über den Pass. Der Polizist kommt aus seinem Wachhäuschen und erklärt uns, dass wir durch den Tunnel nicht fahren dürfen. Es ist zu gefährlich, weil er nicht breit genug ist.

Wir brauchen aber nicht zurück, sondern er will ein großes Fahrzeug stoppen, was uns und die Räder mitnehmen soll. Nach einigen Fehlversuchen findet er einen leeren Klein-LKW. Schnell ist alles aufgeladen. Der Polizist und Walter halten hinten während der Fahrt die Räder fest und ich darf vorne im Führerhaus sitzen. Danke ihr lieben Brummi-Fahrer, für Eure Hilfe.
Der Tunnel war gerade mal 4500m lang. Schnell ist wieder alles ausgeladen und wir satteln unsere Räder für eine rasante Abfahrt.

An einem Stausee machen wir stopp um zu fotografieren.

Hier wird fleißig geangelt und die Fische werden am Straßenrand frisch gebraten verkauft. Da legen wir doch eine Pause ein und gönnen uns in der Mittagshitze ein schattiges Plätzchen.

Sehr schmackhaft, sage selbst ich.

Langsam pedalen wir uns wieder einige Höhenmeter weiter hoch, bis auf der linken Seite ein Abzweig kommt, der in der Ort Nurek führt. Unser Ziel für heute.

Unser Hotel Sayora.S

Tagesdaten: 59 km / 6:10 Std. Fahrzeit / 733m Anstieg, 927m Abstieg



Montag den 16.05.20    Nurek – Dangara
Ich sitze auf dem Bett, neben mir ein kühles Bier, welches Gabi hier in unserem Hotel, mit Gastronomie Betrieb, erstanden hat und es ist gerade mal 16:00 Uhr. Es muss das Velosophen Paradies sein, denke ich mir. Aber am besten fange ich von vorn an.
Der Tag fängt nicht so berauschend an, denn das Frühstück, welches uns auf dem Zimmer serviert wird, ist nicht gerade der Bringer. Trotzdem starten wir gut gelaunt um sieben Uhr in den neuen Radtag.

Der Vakhsh River den wir überqueren auf dem Weg hoch zur Hauptstraße

Wir wollen Hoch und die Viecher runter

Nach sieben steil bergauf Kilometern erreichen wir durchgeschwitzt die Hauptstraße

Gefühlt ewige Zeiten windet sich die Straße durch malerische Landschaften, bis vor uns die dunkle Öffnung eines Tunnels klafft.

Ozodi Tunnel steht auf dem Schild, das quer über der Straße hängt und dass er 2223m lang ist, steht dort geschrieben. Diesmal dürfen oder müssen wir durch den Berg fahren, was wir Beide nicht gerne tun. Der Lärm und die Geräuschkulisse empfinden wir als Mega unangenehm.

Das Licht am Ende des Tunnels ist schon zu sehen.

Beim Verlassen der Röhre dann der Aha Effekt, wir schauen von Oben auf den Nurek Stausee, der mit der höchsten Staumauer der Welt aufwarten kann.


Kurz darauf kommen wir an etlichen Verkaufsständen vorbei, die Produkte aus der Region und Erfrischungsgetränke anbieten, wo wir uns mit Trinkwasser eindecken.

Rhabarber ist hier der Verkaufsschlager

Nach unserer Teepause verändert sich die Landschaft. Grüne Hügel, blühende Wiesen sehen wir auf der Abfahrt, die uns am Ende in die Stadt Dangara führt. Hier scheint die Luft zu Glühen, wenn man aus der Kühle der Berge kommt. Das Garmin hat für uns ein Hotel gefunden, wo wir für 150 Somoni (11,50 €) einchecken.

Tagesdaten: 49 Km /4:55 Std. Zeit in Fahrt / 845m Anstieg und 870m Abstieg maximale Höhe 1348m über Meeresspiegel / aktuelle Höhe 632m




Dienstag den 17.05. von Dangara nach Kulyab
Gestern Abend haben wir in unserem Hotel zu Abend gegessen. Der Hausherr geht mit Walter in die Küche und dort kann er für uns was aussuchen. Es gibt eine klare Suppe vorab mit Gemüse und Fleisch und anschließend ein Reisgericht mit Möhren und Fleisch. Sehr schmackhaft. Dazu trinken wir schönes kaltes Bier.

Die Belegschaft wollte unbedingt mit Walter fotografiert werden.

Heute Morgen starten wir schon um 6:05 Uhr. Die Luft ist sehr angenehm. Wir wollen die meisten Kilometer am Morgen machen, weil es ab 12 Uhr sehr heiß ist. Seit gestern Nachmittag vermisse ich meine Kappe und heute lasse ich auch noch meine Handschuhe liegen. Zum Glück sind es nur die Alten, die sowieso schon Löcher hatten. Dafür fahre ich keine drei Kilometer zurück. Als wir den Ort hinter uns haben, sehen wir diesen Canyon.

So nach und nach gehen wir in ein Wellenreiten über.

Die Hügel sind mit grünem Samt überzogen.

Um 9:10 Uhr bietet sich ein schöner schattiger Pausenplatz unter einem Pavillon an.

Hier wird aufgeforstet

Im Hügelland befindet sich eine Wasserstelle, die von den Tieren genutzt wird.

So nach und nach wird die Strecke flacher und die Hügel liegen hinter uns. Walter hat schon ein Hotel ausgesucht und sein Garmin leitet uns zur Stadt hinein.

Die Stadt Kulyab

Es ist sehr heiß als wir um 14 Uhr am Hotel ankommen. Die Räder können wir in einem Raum einschließen und das Gepäck schleppen wir in den 3. Stock. Dann schütten wir uns erstmal einen Kaffee auf.

Blick vom Balkon

Ich wollte noch was über meine kleine Kiefer-OP schreiben. Der Schnitt ist super verheilt, alle Schwellungen am Kiefer sind verschwunden. Ich habe beim Kauen keine Schmerzen mehr. Die Antibiose mit Amoxicillin 750 ist schon seit einigen Tagen beendet. Das Medikament hat mir mein Hausarzt verschrieben, für Notfälle. Ich bin dem Zahnarzt wirklich sehr dankbar. Er hat direkt das Richtige gemacht und nicht lange gefackelt. Auch wenn die hygienischen Umstände in der Zahnklinik nicht unserem Standard entsprachen, war ich mit der Behandlung sehr zufrieden.
Für heute machen wir erstmal Feierabend. Wir möchten gleich noch was essen gehen.

Tagedaten: 85 km in 6 Std. Fahrzeit, 554 m Anstieg und 589 m Abstieg




Mittwoch den 18.05.2022
Wir sind froh um 6 Uhr10 die laute und stickige Stadt hinter uns lassen zu können. Heute ist ein echter Klettertag, von 573m geht es fast durchgängig mit 8% Steigung bis zur Passhöhe von 1996m hoch.

Blick zurück

Da wir gestern durch die Hitze so ziemlich geschafft waren, ziehen wir die langen Radler Klamotten schon um 8Uhr 30 an. Auch halten wir alle halbe Stunde an um zu Trinken und die Kopfbedeckung mit Wasser anzufeuchten und dadurch zu kühlen.

Eine fesche Radlerin fährt da gerade vorbei

Schattige Plätze um zu pausieren sind hier absolute Mangelware, so sind wir erfreut als um 10:00 ein Gehöft mit ein paar schattenspendenden Bäumen auftaucht. Der Bauer bietet uns in seinem Garten seinen Esstisch an und wir genießen die Ruhe und die kühle des schönen Platzes. Eine Stunde später geht es wieder auf die breite und sehr wenig befahrene Straße, die sich nun in unzähligen Windungen durch das Gebirge schlängelt. Natürlich habe ich etliche Fotos vom Aufstieg gemacht aber beim herunterladen auf mein Laptop sagt dieser mir Kartenfehler.
Die Passhöhe von 1996m Höhe erreichen wir um 13Uhr 45 mit den letzten Tropfen in unseren Trinkflaschen. Die Abfahrt in die Stadt Daraiob, die man schon von Weiten sehen kann, gestaltet sich schwierig. Wir müssen über eine Behelfspiste eine Brückenbaustelle umfahren. Dann stehen wir vor dem ersten Militär Checkpoint. Pässe und das GBAO Permit werden sorgsam geprüft und in ein dickes Buch eingetragen. Zuerst wollte man uns einschüchtern und sprach von der Gefährlichkeit der Strecke und dem Krieg mit Kirgistan. Ich poch auf mein Recht mit dem Permit die Strecke zu befahren und dann können wir endlich weiter.
Im Ort finden wir ein Hotel und beschließen den morgigen Tag hier Oben auf fast 2000 einen Erholungstag in der kühlen Bergluft zu verbringen.

Ein gutes Restaurant ist schräg gegen über vom Hotel. So gutes und schmackhaftes Essen haben wir schon lange nicht mehr bekommen.

Gabi mit Kuh vor dem Hotel

Um halb Acht sind wir auf dem Zimmer und ich schreibe den Tagesreport.

Tagesdaten: 34 km / 5:45 Zeit in Fahrt / 1484 m Anstieg und 82m Abstieg



Donnerstag den 19.05.2022   Ruhetag in den Bergen
Um neun Uhr gehen wir zum Frühstücken in das Restaurant und anschießend noch ein paar Dinge einkaufen im Supermarkt.

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Der Markt hat seinen Namen wirklich verdient. Hier gibt es von Brot über Gemüse und Obst,

bis hin zum Schaukelpferd und Waschmaschine.

Auf dem Weg nach Oben

Am Nachmittag ist es mir dann doch zu viel Ruhe und ich steige auf den Hausberg, wie ich es so oft schon getan habe und verschaffe mir einen Überblick über die Stadt.

Daraiob von Oben gesehen

Die Kamera Canon Power Shot G1X von Photo Porst in Ratingen hat ein super tolles Zoom da sieht man unser Hotel wo gerade Gabi strickend auf dem Bett sitzt.

Auf dem Heimweg bergab sehe ich den Taleinschnitt, wo die Straße verläuft, auf der wir morgen Früh weiterfahren wollen.




Freitag den 20.05.2022
Von Daraiob zurück nach Kulyab ( Kulob)
Ja ihr habt richtig gelesen, wir fahren die Passstraße runter nach Kulob. Nicht weil ich keine Fotos vom Aufstieg habe, wegen Speicherkartenfehler, nein Gabis Unterkiefer ist heute leicht angeschwollen, es muss eine Entscheidung her. In der nächsten Zeit liegt keine größere Stadt auf unserer Route, wo man einen Zahnarzt finden könnte. Meine Suche über Tante Google ist auch nicht mit Erfolg gekrönt. Die einzige vernünftige Lösung erscheint uns zurück nach Kulob zu fahren, wo es genügend Zahnarzt Praxen gibt, die auch im Internet zu finden sind.
Die Räder sind gepackt und als der Regen aufhört, verlassen wir um 7:00 Uhr das Hotel. Am Checkpoint werden unsere Daten wieder fein säuberlich und in Schönschrift in die dicke Kladde eingetragen. Dann müssen wir auf die Baustellenumfahrung, die durch den Regen aufgeweicht ist. Da kommen Erinnerungen in mir hoch, von der Afrika Tour, speziell der Kongo in der Regenzeit.

Es dauert nicht lange und der Matsch setzt sich zwischen Bremse und Felge und er schleift an den Schutzblechen. Da hilft nur Felgenbremsen aushängen und mit einem Stock den Matsch zwischen Reifen und Schutzblech entfernen.

Schlammschlacht

Oben auf Passhöhe den Matsch grob entfernen und die Bremsen wieder einhängen, dann steht einer rauschenden Abfahrt nichts mehr im Wege.

Schussfahrt

 

Schöne Ausblicke tun sich immer wieder auf.

Kurz vor der Stadt lassen wir unsere Räder samt Radtaschen mit einem Hochdruckreiniger säubern und sie sehen wieder wie neu aus. Der junge Mann will per tu kein Geld von uns für seine Arbeit annehmen. Wir bedanken uns bei ihm und rollen zur Stadt hinein. Kurz vor dem Centrum sehen wir eine Zahnarztpraxis die einen guten ersten Eindruck vermittelt.

Gabi geht hinein und ich bleibe bei den Rädern.

Ab hier schreibt Gabi selber: Ich frage bei der Anmeldung ob jemand englisch spricht. Das Personal verneint aber eine Patientin steht auf und sagt sie könne mir helfen. Es stellt sich raus, dass sie Englischlehrerin ist. Kurze Zeit später schaut sich der Arzt meine Zähne an. Er braucht ein Röntgenbild. 5 Min. zu Fuß ist die Röntgenpraxis und auch da begleitet mich die nette Englischlehrerin hin. Wir sind schnell wieder zurück. Das Röntgenbild hat 10 Somoni also 0,76 € gekostet. Der Dentist bohrt den Zahn auf und führt eine Wurzelbehandlung durch. Ich soll bis Montag ein Medikament einnehmen und mit einer Lösung spülen. Dann soll ich wieder in die Praxis kommen. Die ganze Zeit hat die nette junge Frau gedolmetscht und mir noch ihre Telefonnummer hinterlassen, falls ich noch Hilfe brauche. Ich bin froh, dass es so freundliche Menschen gibt. Natürlich bin ich auch froh, dass ich meinen lieben Bruder Walter bei mir habe, der mich so tatkräftig und liebevoll unterstützt.
Wir radeln erleichtert zu unserem Hotel und checken bis einschließlich Montag erstmal wieder ein.

Ein Besuch auf dem Basar genau gegenüber

Jetzt geht ein aufregender Tag zu ende.

Tagesdaten: 38 Km / 3:50 Std. In Fahrt / 100m Anstieg und 1590m Abstieg.




Samstag den 21.05.2022   Zwangspause in Kulob wegen Zahnbehandlung
Gabi hat schlecht geschlafen, sie hatte Schmerzen und der Unterkiefer ist angeschwollen. Wir fahren kurz nach acht mit dem Taxi in die Praxis. Als der behandelnde Arzt da ist, kann sie auch direkt auf dem Behandlungsstuhl platznehmen.

Nach einer kurzen Behandlung braucht er ein neues Röntgenbild. Die Bilder werden in einem Hinterzimmer, fünf Minuten Gehweg entfernt von der Praxis, gemacht. Danach geht die Behandlung weiter. Auf Nachfrage von mir, erklärt der junge Zahnarzt seiner Assistentin was er gemacht hat und sie tippt es ins Smartphone Übersetzerprogramm Tadschikisch-Deutsch ein und ich schreibe mit: Der Wurzelkanal hat sich gerade geöffnet und wenn der Tumor nicht anschwillt können wir den Zahn schleifen (den Zahn ziehen ist gemeint) Die Medikamente weiter nehmen. Nächster Termin Morgenfrüh 10:00 Uhr.
Jetzt können wir nur Abwarten und Gabi ihren kalten Tee trinken.
Auf meinen Spaziergängen mach ich noch ein paar Bilder.

Kunstvoll gestaltete Wiege. Die würde Gabi gerne mitnehmen fürs erste Enkelkind.

Mittagessen im Basar. Ich habe mich für die mit gehackten gefüllten Paprika entschieden und das war eine gute Entscheidung.

Neue Hexenbesen eingetroffen.

Lenin lehnt sich ein wenig zu weit aus dem Fenster. Ein tolles Mosaik das einen Häusergiebel ziert.




Sonntag den 22.05.2022
Heute Morgen regnet es in Strömen, der Himmel und die in Nebelschwaden gehüllte Stadt, sind in ein gelbliches Licht getaucht.

Blick von unserem Balkon

Hier im Hotel ist durch Stemmarbeiten ein Rohrbruch entstanden und das Wasser ist abgestellt. Gabi organisiert ein Paar Liter Wasser, so dass wir uns waschen und Zähne putzen können. Nach dem Frühstück fahren wir in die Zahnarztpraxis, wo nur ein Notdienst in Form eines russischen Arztes anwesend ist. Der telefoniert mit dem behandelnden Arzt und es stellt sich raus, dass es sich um ein Missverständnis handelt und Gabis Behandlung erst Montag um acht Uhr fortgeführt wird. Auch wenn es in Strömen regnet und die Abwasser Kanäle rechts und links der Straße zu reißenden Bächen geworden sind, gehen wir zu Fuß zurück zum Hotel. Auf dem Weg dorthin holt Gabi in einer Apotheke auf dem Rezept von Vorgestern noch mal das Antibiotikum und ein Schmerzmittel um unsere Reiseapotheke wieder aufzufüllen. Zu Mittag essen wir in einem Restaurant in den Markthallen, dass ich gestern schon mal besucht habe, wo es gutes schmackhaftes Essen gibt.

Als der Regen aufhört besuche ich das Mausoleum für Sayyid Ali Hamadhani im Stadtpark. Er ist nicht an einer Zahnbehandlung damals verstorben, glaube ich jedenfalls.

Auf dem Rückweg trinke ich meine all abendlichen zwei Halbe, also zwei kleine Biere, wie der Bayer sagen würde, in unserem Stammlokal. danach mache ich mich auf den Heimweg.

Am Ehrenmal zur 2700 Jahrfeier der Stadt Kulob, komme ich vorbei. Das Foto habe ich Gestern bei einem klaren Himmel gemacht.

Jetzt sind wir beide gespannt auf Morgen was der Zahnarzt sagt und ob wir nach der Pamir Zahnarzt-Tour endlich auf den Pamir Highway kommen.




Montag den 23.05.2022
Pünktlich kurz vor 8 Uhr betreten wir die Zahnarztpraxis aber diesmal ist warten angesagt. Um 9:15 Uhr ruft uns der junge Zahnarzt rein und inspiziert meine Zähne. Mit dem Übersetzungsprogramm im Handy klären wir erstmal wie es mir geht und was jetzt passieren soll. Die Entzündung ist rückläufig und der Arzt möchte den Zahn nicht ziehen um die damit verbundene Brücke nicht zu zerstören. Er macht nochmal eine Wurzelbehandlung und sagt ich soll Mittwoch um 9 Uhr wiederkommen um den Zahn zu verschließen. Bis dahin soll ich auch kein Medikament mehr nehmen. Hoffen wir mal das Beste. Ich bin ziemlich deprimiert. Lieber wäre mir gewesen der Zahn wäre raus und wir könnten in Ruhe weiterfahren. Aber wir können dem Arzt ja nicht vorschreiben, wie er sein Handwerk zu machen hat. Als wir ins Hotel zurückkommen, steht unser Badezimmer unter Wasser. Toilette ist defekt. Wir bekommen das Zimmer nebenan und räumen unsere Sachen um. Damit wir uns die Zeit vertreiben, schlendern wir über den Bazar und essen dort einen Gemüseeintopf.
Nachmittag ziehen wir nochmal los um uns die Beine zu vertreten. Hier ein paar Eindrücke.

Wochenmarkt auf dem Gehweg

Hochzeitsausstatter

Im Vergnügungspark

Riesenrad



Dienstag den 24.05.2022
Das Corpus Delicti, die Schwellung an Gabis rechtem Unterkiefer ist verschwunden und wir hoffen auf ein Ende der Zwangspause in Kulob. Voraussetzung ist natürlich das der Arzt morgen die Behandlung abschließt. So suche ich heute schon mal nach einem Taxifahrer der uns am Donnerstag in der Früh, hoch zum Check Point bringt, so dass wir diesen Pass nicht zweimal fahren müssen.
Bei unseren Spaziergängen durch Tadschikistans viertgrößte Stadt, ca. 100,000 Einwohner, machen wir noch ein paar Fotos.

Eine Moschee der Stadt

Was in der Stadt auffällt sind die die fachlich schlecht aus geführten Arbeiten. Die Plasterungen der Gehwege sind in einem katastrophalen Zustand. Zum Beispiel, ein öffentliches Gebäude, gerade 16 Jahre alt, ist schon stark renovierungsbedürftig oder erst gar nicht fertiggestellt worden.

In der Stadt herrscht rege Bautätigkeit die Hochhäuser wachsen gegen den Himmel

Oft wird noch mit veralteten Techniken gearbeitet.

Wir beenden auch den heutigen Tag mit einem guten Abendessen und frisch gezapften Bier in unseren Lieblingsrestaurant ganz in der Nähe vom Hotel.




Mittwoch den 25.05.2022
Wir sind schon nassgeschwitzt, als wir um 9 Uhr in der Zahnarztpraxis eintreffen. Es ist sehr heiß heute. Der Zahnarzt tastet meinen Kiefer ab, untersucht meine Zähne und ist sehr zufrieden. Er verschließt den offenen Wurzelkanal und dann den kompletten Zahn und schreibt ins Übersetzungsprogramm, das jetzt alles klar ist. Ich muss noch warten bis die Füllung trocken ist. In der Zeit erklärt er uns das er gerne ein Bayern München Spiel in Deutschland schauen würde, weil er Fan ist. Als ich meinen Söhnen das Foto über WhatsApp schicke, schreibt Alex das der Zahnarzt aussieht wie der tadschikische Thomas Müller. Aber seht selber.

Der Zahnarzt meines Vertrauens in Kulob. Zuhause in Dülken ist das Dr. Christian Jansen, der mich auch jetzt über Whats App beraten hat.

Wer in Kulob Zahnschmerzen bekommt, diesen Arzt können wir empfehlen.

Erleichtert das es endlich weiter gehen kann, bummeln wir zum Hotel. Walter macht sich direkt auf den Weg und bucht ein Taxi für morgen früh 6:30 Uhr. Wir wollen uns den Pass, den wir ja schon hochgefahren sind ersparen. Als das erledigt ist, kümmern wir uns um die Einkäufe.

Keine Sorge das Fleisch haben wir nicht gekauft. Hier gibt es noch genügend Metzger

Beim Spaziergang abseits der Hauptstraße finden wir den Wiederaufbau und Restaurierung einer Befestigungsanlage.



Der Nachmittag vergeht schnell. Wir packen unsere Sachen soweit es geht zusammen. Abends werden wir nochmal in unserem Stammlokal Essen gehen.
Wir freuen uns schon riesig auf die morgige Vatertagtour.


Donnerstag den 26.05.2022   Vatertag
Die Zeit des Wartens hat ein Ende. Fünf Uhr steht der Erste schon unter der Dusche. Wir Frühstücken in Ruhe und als der Taxi Driver sich um sechs Uhr meldet und uns mitteilt er kommt eine viertel Stunde später, sind wir schon fast mit allem fertig. Schnell sind die Räder, Taschen und wir im Opel Safira verstaut. Der junge Taxifahrer spricht perfekt Englisch und so können wir uns während der Fahrt unterhalten. Am Checkpoint angekommen läuft alles reibungslos. Die Beamten können sich noch an uns erinnern und fragen ob Gabis Zahnschmerzen jetzt weg sind. Da ich die Vorderräder demontieren musste, sonst hätten sie sie nicht in den Opel gepasst, muss ich nach dem Entladen wieder die Räder zusammen- bauen. Dabei ist mir ein Fehler an der Gabel aufgefallen. Das muss ich noch mit Herrn Pallesen von Norwid besprechen, sobald ich wieder Internet habe.

Gabi schreibt: Natürlich bedanken wir uns bei unserem freundlichen Fahrer.

Es erwartet uns eine grandiose Abfahrt . Wir fahren bei 1955 m ü. Meereshöhe los, bis runter auf 880m ins Tal des Panj.

Dort bildet der Fluss die natürliche Grenze zu Afghanistan.

Ab jetzt steigt die Strecke langsam aber stetig an, denn wir fahren Fluss aufwärts. Das ist doch mal eine schöne Vatertags-Tour, sagt Walter. Nur die Biergärten fehlen.

Rechts geht’s nach Afghanistan

Vor Minen wird gewarnt

Die Straße schlängelt sich immer höher und es ist 38 Grad heiß. Wir machen immer mal wieder eine kurze Pause, wenn wir ein bisschen Schatten finden. Ich habe zwischendurch einen richtigen Tiefpunkt und Walter kommt mir mehrfach entgegen und schiebt mein Rad weiter hoch. Mittlerweile sind wir schon wieder auf über 1100 m. Da sollte eigentlich ein Hotel sein, was aber noch nicht fertig ist. Man zeigt uns aber wo wir an einer Quelle frisches Wasser bekommen und einen Platz für unser Zelt finden wir nach 2 Kilometer.

Hier finden wir um 15:30 Uhr einen guten Zeltplatz. Internet Fehlanzeige!

Immer mal wieder schauen Soldaten bei uns vorbei und trinken mit uns Tee. Das war doch ein ausgesprochen schöner Tag.

Tagesdaten: 35 km mit dem Taxi, mit den Rädern 65 km in 5:05 Std. Fahrzeit, 694m Anstieg und 1689m Abstieg



Freitag den 27.05.2022
Das heutige Kegeln in Dülken fällt aus und das Kingsbild reiche ich nach, wenn ich wieder eine Internetverbindung habe.
Kurz vor fünf Uhr werde ich wach, es ist schon taghell, ob wohl es die Sonne noch nicht über die Gipfel der Berge geschafft hat. Zwei Stunden später ist alles verpackt und es kann losgehen. Nach 3 Kilometer kommt ein idealer Platz zum Zelten, Wasser und Restaurant sind auch vorhanden. Tipp für Reiseradler, 5 km hinter dem Neubau eines Hotels kommt der ideale Zeltplatz, den man aber vielleicht mit Andern teilen muss.

Erstmal geht es weiter mit dem Berg auf und abfahren

Um kurz nach acht Uhr kommt ein Militärkontrollpunkt, wo der Pass und GBAO Permit kontrolliert, und die Daten in ein Buch eingetragen werden. Der Letzte vor Kalaikhum wie man uns versichert.

Erfrischende Dusche gefällig

Auch auf die Gefahr hin das ich mich wiederhole, wir Kurbel uns durch eine grandiose Bergwelt die hinter jeder Kurve sich selbst zu übertreffen scheint.

Um 10:00 Uhr finden wir unter Bäumen einen schattigen Platz, wo wir pausieren.

Ein Bauer, der gegenüber seinen Hof hat, bringt uns frisch gepflückte Kirschen und drei junge Frauen beschenken uns mit zuckersüßen Mirabellen. Jetzt müssen wir einen Obsttag einlegen.

Der Fluss Panj ist unser ständiger Begleiter, wenn das Tal zu eng wird, steigt die Straße an und beschert uns wieder tolle Ausblicke.

Blick auf die Ortschaft Yoged, die ich mal als Übernachtungsmöglichkeit auserkoren hatte.

 Doch 12:00 Uhr ist uns eindeutig zu früh und wir nehmen nun Kurs auf Kalaikhum. Auf der rechten Seite vom Fluss, auf der afghanischen Seite, sind die Berge steiler und es ist oft nur Platz für eine schmale Schotterpiste.

Gabi entdeckt das Gebilde hoch oben auf einem Felsvorsprung als Erste und gibt ihm den Namen „das Tadschikische Neuschwanstein „

Um 15 Uhr 20 fahren wir in den Ort hinein und halten am Karon Palast Hotel und ich frage nach dem Preis. Als ich wir uns einig sind, die Räder im Keller stehen und das Gepäck schon auf dem Zimmer ist, wollen wir bezahlen. Jetzt will er das Doppelte, der Preis sei nur für eine Nacht gewesen. Da er der englischen Sprache mächtig war und ich zweimal nachgefragt habe, 2 Personen und zwei Nächte, fühle ich mich gelinkt und wir ziehen wieder aus.

Am Ortsende finden wir ein hübsches Hostel, wo wir ein schönes Doppelzimmer mit eigenem Bad, AC,TV, im ersten Stock beziehen.

Nach dem wir uns frisch gemacht haben, gehen wir in den Ort ins Restaurant, direkt an der Brücke über dem Fluss gelegen. Hier gibt es frisch gezapftes Bier, das zischt so richtig nach so einem heißen Tag. Auch das Essen ist sehr schmackhaft und reichlich. Internet gibt es im ganzen Ort nicht, nur in der Bank wie man uns versichert. Morgen ruhen wir uns aus und lassen Gott einen lieben Mann sein.

Tagesdaten: 81 Km / 6:55 Zeit in Fahrt / 921m Anstieg und 677m Abstieg bei 28 Grad in der Mittagszeit.



Samstag den 29.05.2022  Ruhetag in Kalaikhum
Tipp für Reiseradler: Das von Azimjon Darvoz und seiner Frau geleitet Hostel Darvoz können wir nur empfehlen. Es liegt zwar fast am Ende des Ortes Richtung Khorug dafür aber sehr ruhig. Ein Hostel im Ort liegt direkt am reißenden Bergbach der einen gewaltigen Geräuschpegel entwickelt. Das Restaurant Orieno, in dem wir gestern schon gespeist haben, liegt auch an dem tosenden Gewässer.

Das Restaurant Orieno mit Terrasse  direkt am Ortseingang an der Brücke.

Der Ort Kalaikhum ist eher ein Dorf, das an einer strategisch wichtigen Straßenkreuzung liegt. In 10 Minuten ist man auf der Hauptstraße durch den Ort spaziert. Eine Bank und ein vier Sternehotel, ein Supermarkt und das wars schon fast, wenn da nicht die freundlichen und netten Menschen wären, die auch schon mehr an den Tourismus gewöhnt sind,, als wir bisher beobachten konnten. Am Nachmittag bekommen meine Hinterradbremsen neue Beläge danach machen wir einen Spaziergang durch den Ort.

Da geht es Morgen weiter.

Weiter den Panj River entlang ins 240 Km entfernte Khorug. Wir freuen uns drauf.



Sonntag den 29.05.2022    Vierter Tag ohne Internet
Als wir uns von unseren Gastgeber Anzimjon vom Hostel Darvoz verabschieden, sind es kurz vor sieben Uhr. Wenn die Grenze nach Kirgisistan weiter geschlossen bleibt und wir den Weg bis Kalaikhum zurück müssen, werden wir wieder in diesem schönen Hostel übernachten.

Kurz hinter Kalaikhum zerbröselt der Straßenbelag und wir haben Gravel Road. Daran wird sich heute im Laufe des Tages nichts ändern. Es ist ein ständiges auf und ab mit der Tendenz nach oben.

Von diesen stillen Örtchen stehen einige an der Strecke. Es gehört ein wenig Übung dazu, um das Loch im Boden zu treffen.

Die Strecke ist abwechslungsreich, gerade pedalen wir durch eine satt grüne Allee dann wieder duch bizarre Felslandschaften.

Wo Gabi durch passt geht auch ein LKW durch

Heute machen wir zweimal Rast, die erste Teepause nach 27 Km und die zweite Pause kurz vor dem Ziel bei 52 Km. Auf der Karte sind die Übernachtungsmöglichkeiten mit einem Bett gekennzeichnet und so ein Symbol steht bei dem Ortsnamen Kurgovad, den wir um 15Uhr 30 erreichen.

Das Ziel kommt in Sicht

Einige Männer am Straßenrand fragen wir nach einem Hostel oder Homestay, als Übernachtungsalternative. Sie telefonieren herum und kurzdrauf haben wir was gefunden.

Unsere Bleibe für heute Nacht

Ich sitze auf dem Teppich, tippe den Tagesreport ins Laptop. Gabi hat Tee und Kaffee auf geschüttet und mit der Frau des Hauses unser Abendessen organisiert. Da wir noch keine Erfahrungen mit Privaten Übernachtungen haben, sind 300,- Somoni sicher zu viel die wir bezahlt haben.

Tagesdaten: 55 Km / 8.1 Schnitt / 6:50 Stunden im Sattel gesessen / 723m Anstieg und 530m Abstieg bewätigt.



Montag den 30.05.2022
Es war gestern Abend zwar etwas schwer mit der Verständigung aber irgendwie hat doch alles geklappt.

Unser Gastgeber mit seinem Sohn

Von der Dame des Hauses (rechts im Bild) sind wir gut bekocht worden.

Heute Morgen regnet es noch in Strömen, doch ab 6 Uhr ist alles wieder vorbei. Leider habe ich seit gestern etwas Darmprobleme, darum nehme ich zwei Tabl. Loperamid akut. Hier wird mit sehr viel Öl gebraten und gekocht. Daran muss sich mein Verdauungstrakt erst gewöhnen. Walter braucht das nicht, er hat einen Magen wie ein Schüttelsplack (Dülkener platt, heißt Spültuch). Um 7 Uhr verabschieden wir uns herzlich von unseren Gastgebern und pedalen los. Die Piste lässt sich gut fahren und nach 11 km kommt das erste länger zusammenhängende Asphaltstück. Nach 5 km ist die Herrlichkeit vorbei.

Man kann sich nicht sattsehen an der wilden Landschaft

Die Piste wird immer mal wieder richtig schlecht, so dass man als Radfahrer ab und zu schieben muss, um die Räder zu schonen. Schlaglöcher, riesige Steine, grobe Schotter und weicher Sand, alles hat diese Piste zu bieten.

Hier werden wir eingestaubt

Die LKW-Fahrer müssen hier richtig gut aufpassen. Oft sind die Wege sehr eng und für breite Fahrzeuge lebensgefährlich.

Abfahrt ins Tal

Eine lange Abfahrt, die aber aus sehr schlechter Piste besteht rollen wir ganz langsam runter. Immer wieder kommen uns Schüler entgegen. Das letzte Stück der Piste führt durch eine Düne die fast nur aus fast weißen Sand besteht. Um 13 Uhr erreichen wir den Kontrollposten vor der Brücke über den Vanj. Unsere Pässe und Visen werden kontrolliert. Nach der Brücke erscheint ein Gasthaus, wo man schön im Schatten sitzen kann. Wir sind ziemlich geschafft von der anstrengenden Strecke und ich fühle mich etwas schlapp.
Nach dem Essen fragt Walter ob man auch hier Schlafen könnte. Die Wirtsfrau bejaht und zeigt mir das Zimmer. Einfach aber sauber. Waschen können wir uns am fliesenden Quellwasser und Toilettenhäuschen ist gegenüber auf der Straße. Für 100 Somoni finden wir das vollkommen okay. Walter reinigt die Räder vom Staub und ich die Taschen. Danach waschen wir uns komplett und fühlen uns wieder pudelwohl.

Machina eine der vielen Töchter des Hauses

Hotelanlage und wenn ihr genau schaut seht ihr auch einen Gast.

Tagesdaten: 35 staubige km in 5 Std. Fahrzeit, dabei 605m hoch und 490 m wieder runter geradelt. Max. Höhe 1661 m, aktuelle Höhe 1550 m



Dienstag den 31.05.2022
Als ich heute Morgen an mein Rad komme sehe ich das die Vorderradtasche geöffnet ist und es herrscht gähnende Leere, wo sonst meine leichte Windjacke, das Ministativ , und die Abdeckung für den Sattel sind. Meine Radlerunterhose, welche ich gestern noch ausgewaschen und die zum Trocknen auf der Tasche lag, ist auch weg. Aus Gabis Fronttasche fehlen ein Viererpack Batterien. Das sind alles keine wichtigen Teile aber ärgerlich ist es doch. Aber wat soll et, wat fott is fott.
Um 6Uhr30 beginnt der neue Radtag mit einer fetten Steigung, und eröffnet uns direkt wieder tolle Panorama Ausblicke.
Tipp für Reiseradler: Nach 9.3 Km kleiner Weiler mit einem Restaurant, Wasser, ideal zum Camping oder Schlafen auf den Essbetten.

Die engen Täler, wo am Morgen noch kein Sonnenstrahl hinein fällt, wirken ein wenig beklemmend auf uns.

Einen von vielen Militärstützpunkten lassen wir links liegen. Die Soldatengrüßen uns freundlich.

Das schönste daran ist das prachtvolles Tor das wir durchradeln

An einem mächtigen Felsen ist ein Schild befestigt was die Umrisse der Autonomen Region Badakhshon Kuhistoni darstellt.

Auf Grund der Unruhen in diesem Gebiet vermuten wir, das deshalb das Internet ausgeschaltet wurde. Bei der Mittagspause in einer Gaststätte, erzählt uns der Wirt, das die Grenze zu Kirgisistan geöffnet ist. Das wäre natürlich schön für uns. Aber wer weiß?

Ein Düne mitten im Hochgebirge

Der feine Sand vom Flussbett wird vom Wind den Berg hoch geweht.
Die Straße führt immer noch entlang des Flusses Panj und somit an der afghanischen Grenze entlang.

Schulmädchen auf der afghanischen Seite

Auf der Suche nach einem geeigneten Schlafplatz für diese Nacht, finden wir eine Dorfschule, mit fließendem Wasser und Toilettenhäuschen. Wir fragen einen Herrn an der Straße ob wir hier zelten dürfen, was dieser freudig bejaht.

Camping an der Dorfschule

Tagesdaten: 64 km in 7:50 Std. Fahrzeit, 883m Anstieg und 519m Abstieg